Volker Homann: Philosophie ohne Akademie
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(Akademische Lehre.) Ein Wetzstein ist etwas anderes als eine Gussform. Ein·e Jede·r hat ein eigenes Messer, es muss nichts gegeben werden. Doch einen härteren Stein, um das zu Anbeginn völlig stumpfe Messer immer schärfer zu machen, tauglicher, tüchtiger, in diesem Sinn: tugendhafter, um differenziert und dennoch – oder deshalb – orientiert in die Welt schauen zu können — das ist ein wahres Bildungsangebot. (Und dies ist gewiss nicht nur der Akademie vorbehalten.)
Der Guss ist Ausbildung. Sie geht dem Wetzen voran. Ausbildung endet irgendwann, Bildung nicht. (Freilich nur, wenn das Messer auch gebraucht wird.) Und mag ein Messer nach dem Guss auch noch so stumpf sein — es gewinnt an Schärfe. Doch noch nie ist ein scharfes Messer aus dem Guss entsprungen, egal, wie lange die Ausbildung dauerte.
(Denkzettel 291)
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Denkzettel 463
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Christian Bermes: Meinungskrise und Meinungsbildung. Ein Lektüreeindruck.
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Zitat 105
Denn erzähltheoretisch betrachtet ist die Verschwörungstheorie eine Bankrotterklärung vor der Komplexität der Ereignisse.
Zitat 104
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Zitat 103
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