Zitat 32

Les­sing, der man­cher­lei Be­schrän­kung un­wil­lig fühl­te, läßt ei­ne sei­ner Per­so­nen sa­gen: „Nie­mand muß müs­sen.“ Ein geist­rei­cher froh­ge­sinn­ter Mann sag­te: „Wer will, der muß.“ Ein drit­ter, frei­lich ein Ge­bil­de­ter, füg­te hin­zu: „Wer ein­sieht, der will auch.“

Und so glaub­te man den gan­zen Kreis des Er­ken­nens, Wol­lens und Müs­sens ab­ge­schlos­sen zu ha­ben. Aber im Durch­schnitt be­stimmt die Er­kennt­nis des Men­schen, von wel­cher Art sie auch sei, sein Tun und Las­sen; des­we­gen auch nichts schreck­li­cher ist, als die Un­wis­sen­heit han­deln zu se­hen.

Jo­hann Wolf­gang v. Goe­the

Denkzettel 197

Mög­li­cher­wei­se le­ben wir (je) in der bes­ten der uns (je) mög­li­chen Wel­ten.
Die an­dau­ern­de Skep­sis dar­an, ob es wirk­lich die bes­te ist, er­öff­net da­bei stets den Blick auf die an­de­ren uns (je) mög­li­chen Wel­ten.
So ha­ben wir (je) im­mer die Mög­lich­keit, die ge­ra­de bes­te un­se­rer (je) mög­li­chen Wel­ten zu wäh­len.
(Manch­mal auch von jetzt auf nach­her — und wie­der zu­rück, oft un­be­merkt. Ei­ne bes­te Welt hat ei­ne sehr kur­ze Halb­werts­zeit.)