Das Reflektieren des Gedachten, d. i. die Bildung von Gedanken, kann ich unterlassen, nicht indes das Denken. Wie ich auch unterlassen kann zu tun, was ich will — doch eben das Wollen nicht.
Kategorie: Lebenskunst
Denkzettel 174
Selbst(be)achtung: Ein Individuum ist nicht identisch mit einer Gruppe, identifiziert sich nicht durch eine Gruppenzugehörigkeit, und wird so auf sich aufmerksam. Das Individuum ist mittels seiner Merkmale eindeutig identifizierbar, eben weil es nichts und niemanden gleicht.
Denkzettel 166
Magie der Utopie: Es gibt keinen Begriff des guten Lebens, wohl aber einen Willen dazu. Und so schafft der Wille das, was begrifflich nicht fassbar ist. Und weil es immer erst geschaffen wird, aus aktuellen Um- und Inständen heraus, kann es keinen bedingungslosen, freien, Begriff, keine unabhängige Form des guten Lebens geben. Gleichwohl ist es vielgestaltig realisierbar.
Denkzettel 165
Geist ist ein Gebilde.
Denkzettel 164
Eine Ausbildung kann gekauft werden. Bildung nicht. Sie ist von jedem, der möchte, selbst zu erbringen.
Zitat 19
Wer sich seines ewigen Werts bewußt geworden ist, sich also im Sinne der Ewigkeit besitzt, der kommt weder zu früh, noch zu spät zur Welt, der hat auch nicht über ein unbedeutendes Leben zu klagen.
Denkzettel 162
Beim Zen-Bogenschießen ist das Ziel nur ein Mittel zum Zweck des Daseins, wie Pfeil und Bogen auch. Der Sinn ist, da zu sein.
Beim olympischen Bogenschießen sind Pfeil, Bogen und Schütze Mittel, der Treffer mitten ins Ziel Zweck. Der Sinn ist, zu gewinnen.
Zitat 18
Lebe also für das, wodurch man unmittelbar ist, was man ist.
Denkzettel 156
Die Nachricht vom Friedhofsamt, dass die Nutzungszeit eines Grabes abgelaufen sei und aufgelöst werden soll.
Selbst Gräber unterliegen der Vergänglichkeit. Das hat etwas Plusquamperfektes.
Denkzettel 155
Verstanden werden zu können, eine Pflicht, des Sozialen, der Dividenden wegen; ohne dies das Individuum, das In-Dividende, schwerlich ein Auskommen gestalten kann, hienieden. Daneben – und die Kunst ist: nicht dagegen – die Kür: es ertragen können, nicht verstanden werden zu können. Nun eben nicht aus eigenem oder dem Unvermögen der Anderen (oder des Anderen, im Falle der Realität, der „Natur“). Sondern wegen des Prinzips der Einzigartigkeit, dieses das Universum durchwaltend und es so zum polymorphen, letztlich unbestimmbaren Ganzen wandelnd. Daraus, aus dieser Unvergleichbarkeit einer/s Jeden, je einen ureigensten Gewinn schmieden zu können, so eine Dividende gestalten zu vermögen, ist die Kunst des gut geführten Lebens.
(In dieser Schmiede geht das Feuer nie aus; Magie der Utopie.)