Denkzettel 236

Der Mensch ver­packt die Welt in For­meln, um sie sich zu er­klä­ren — und ver­gisst zu­wei­len, dass In­hal­te Wir­kun­gen zei­ti­gen, die Welt ver­än­dern, nicht For­meln. Und die­se In­hal­te wol­len ver­stan­den sein! Um’s For­ma­le küm­mert sich die Wis­sen­schaft, um’s In­halt­li­che soll­te es der Weis­heit sein. (Fak­tisch ist’s dann wohl doch das Po­li­ti­sche.)

Das bes­se­re Ar­gu­ment ist al­so nicht je­nes, wel­ches am bes­ten zu ei­ner For­mel passt, nach ei­ner For­mel ge­schmie­det ist — es ist je­nes mit dem an­spre­chends­ten In­halt. Und der ist dann heu­te eben je­nes, mor­gen die­ses.

Wer In­hal­te sieht und wür­digt, ver­ge­gen­wär­tigt, lebt in der Ge­gen­wart. Wer die For­meln hei­ligt, ist zeit­los. Wer kei­ne Zeit hat, ist oh­ne Wir­kung.

Und wer die Welt er­klä­ren zu kön­nen meint, voll­stän­dig gar, muss sie des­halb noch lan­ge nicht ver­stan­den ha­ben.
(Und wer meint, sie ver­stan­den zu ha­ben, zur Gän­ze gar, noch lan­ge nicht er­klä­ren kön­nen.)

Denkzettel 227

Nichts ge­gen Ra­tio­na­li­tät. Wenn sie gut ein­ge­setzt ist, ist sie Me­di­um, nicht Werk­zeug. Und ‑is­men sind Werk­zeu­ge. Ra­tio­na­lis­mus ist ein Werk­zeug, als Me­di­um ge­tarnt da­her­kom­mend. (The­se. Oder Hy­po­the­se?)

Denkzettel 225

Wis­sen­schaft­ler und Lei­den­schaft­ler. Die Ers­te­ren (ver)schaffen Wis­sen, die Letz­te­ren Lei­den. Ers­te­re füh­len sich der Ra­tio­na­li­tät ver­pflich­tet, letz­te­re sind dem Äs­the­ti­schem freund­lich ge­sinnt.

(„Lei­den“ wie in: „Dich kann ich (nicht) gut lei­den.“)
(Und ja: Es gibt lei­den­schaft­li­che Wis­sen­schaft­ler, im Gu­ten wie im Bö­sen, wie es in bei­dem wis­sent­li­che Lei­den­schaft­ler gibt.)

Denkzettel 222

Ein Pro­blem mit der Me­tho­de der Dif­fe­ren­zie­rung an­zu­ge­hen, ist wie das Mahl­werk ei­ner Müh­le: je län­ger ge­mah­len wird, des­to mehr löst sich das Pro­blem auf, bis es schließ­lich ver­schwun­den ist (Oh­ne dass es zer­re­det wor­den wä­re!). Vie­le Pro­ble­me fra­gen gar nicht nach ih­rer Lö­sung, ei­ner Ant­wort. Sie for­dern ih­re Auf­lö­sung ein — zu­min­dest da­zu auf.
(Vie­le Pro­ble­me ent­ste­hen aus Ver(w)irrung. Dif­fe­ren­zie­ren ent(w)irrt.)
(Ato­me schaf­fen kei­ne Pro­ble­me. Mo­le­kü­le sind wie Kal­kü­le, die Pro­ble­me ma­chen.)