Denkzettel 297

„Das ent­spricht nicht mei­nem Aut­hos.“ soll­te für das aso­zia­le In­di­vi­du­um das glei­che Ge­wicht wie „Das ent­spricht nicht mei­nem Ethos.“ für das so­zia­le Di­vi­du­um ha­ben. Man­che nen­nen das „Har­mo­nie“. (In fern­öst­li­che­ren Kul­tu­ren „Ai“).

(Und frei­lich ist Mensch stets bei­des zu­gleich – zu­min­dest da­zu fä­hig – aso­zi­al wie so­zi­al.)

Denkzettel 242

Wer als In­di­vi­du­um zwi­schen rechts und links, vor­ne und hin­ten, oben und un­ten, vor­her und nach­her, ist, exis­tiert, un­ge­teilt im Ge­teil­ten steht, steht letzt­lich ne­ben Spal­ten, die es von an­de­ren In­di­vi­du­en tren­nen. Das di­cho­to­me Ras­tern der Welt, oh­ne dies der Mensch oh­ne Ori­en­tie­rung in der­sel­ben fris­ten müss­te, schafft die Hia­tus, die Klüf­te zwi­schen Kul­tu­ren.

Die­se Spal­ten gilt’s zu über­brü­cken, will sich das un­teil­ba­re In­di­vi­du­um an­de­ren In­di­vi­du­en mit­tei­len, kom­mu­ni­zie­ren, Strö­me schaf­fen, um die Span­nun­gen sei­ner Ver­hält­nis­se zu nut­zen.

Denkzettel 155

Ver­stan­den wer­den zu kön­nen, ei­ne Pflicht, des So­zia­len, der Di­vi­den­den we­gen; oh­ne dies das In­di­vi­du­um, das In-Di­vi­den­de, schwer­lich ein Aus­kom­men ge­stal­ten kann, hie­nie­den. Da­ne­ben – und die Kunst ist: nicht da­ge­gen – die Kür: es er­tra­gen kön­nen, nicht ver­stan­den wer­den zu kön­nen. Nun eben nicht aus ei­ge­nem oder dem Un­ver­mö­gen der An­de­ren (oder des An­de­ren, im Fal­le der Rea­li­tät, der „Na­tur“). Son­dern we­gen des Prin­zips der Ein­zig­ar­tig­keit, die­ses das Uni­ver­sum durch­wal­tend und es so zum po­ly­mor­phen, letzt­lich un­be­stimm­ba­ren Gan­zen wan­delnd. Dar­aus, aus die­ser Un­ver­gleich­bar­keit einer/s Je­den, je ei­nen ur­ei­gens­ten Ge­winn schmie­den zu kön­nen, so ei­ne Di­vi­den­de ge­stal­ten zu ver­mö­gen, ist die Kunst des gut ge­führ­ten Le­bens.

(In die­ser Schmie­de geht das Feu­er nie aus; Ma­gie der Uto­pie.)

Denkzettel 108

Wah­re, wirk­li­che In­di­vi­du­en ge­lan­gen ob frü­her oder spä­ter an den Punkt, an und mit dem sie ih­re Un­voll­kom­men­heit zu spü­ren be­kom­men. Dann wer­den sie nicht aus ge­setz­ten mo­ra­li­schen Grün­den, son­dern aus Not­wen­dig­keit so­zi­al, in wel­cher Form auch im­mer. Die­se For­men kön­nen ka­pi­ta­lis­tisch, so­zia­lis­tisch, li­be­ral, kom­mu­nis­tisch, na­tio­nal, dik­ta­to­risch, de­mo­kra­tisch,… sein, auf Zwei­sam­keit und Mehr­sam­keit, auf Ge­mein­sinn oder Ge­mein­schaft ba­sie­rend sein oder in wel­chen For­men sonst noch sich ar­ti­ku­lie­ren, for­ma­tie­ren, in de­nen selbst­be­stimm­te Fremd­be­stimmt­heit ge­lebt wer­den kann.

Fremd­be­stimm­te Selbst­be­stimmt­heit ist ein Ge­gen­teil von In­di­vi­du­um: das Di­vi­du­um.
(Men­schen sind von Ge­burt an In­di­vi­du­en.)