Denkzettel 214

Ge­rech­tig­keit ist wohl der Akt des Aus­gleichs von Un­gleich­heit. Die Recht­spre­chung, von Men­schen­hand ge­schrie­be­ne Ge­set­ze, das zi­vi­li­sa­to­ri­sche Re­gel­werk, mag da dann das In­stru­ment sein. Das Schäu­fel­chen, wel­ches von ei­ner Waag­scha­le nimmt und das Ge­nom­me­ne der an­de­ren zu­gibt. Bis Gleich­heit er­reicht ist.

Was ist dann wohl die per­so­na­le, sub­jek­ti­ve Recht­spre­chung, die für per­sön­li­ches Wohl­be­fin­den, Aus­ge­gli­chen­heit so­zu­sa­gen, sor­gen möch­te? Die Mo­ral als Ge­be­rin von Ge­rech­tig­keits­emp­fin­den (und eben nicht Ge­set­zen), das Ge­wis­sen als Rich­ter? Und dann die Ver­nunft als Schäu­fel­chen?

(Doch es sei be­dacht: Ei­ne Welt oh­ne Un­gleich­heit, die Eli­mi­na­ti­on jeg­li­cher Dif­fe­renz, ist wohl wie ei­ne lee­re Bat­te­rie…)

Denkzettel 152

„Na­tur­recht“ ist ge­nau der sel­be for­mu­la­to­ri­sche Un­fug wie „Na­tur­ge­setz“. Recht und Ge­setz ist Zi­vi­li­sa­ti­on, der Fir­nis (viel­leicht auch: die Fi­nes­se) un­se­rer Kul­tur. Die sich in und aus un­se­rer Na­tur, un­se­rem We­sen, un­se­rer Art und Wei­se, un­se­rem Seh­nen nach Re­gel­mä­ßig­keit, nach: Rhyth­mus, evo­lu­tio­niert hat. Das in dem, was wir mit „Na­tur“ be­zeich­nen und in das wir ge­setzt sind, grün­det.

Das auf und aus ei­ner Ur­sa­che ei­ne Wir­kung folgt, die wir re­gel­mä­ßig be­ob­ach­ten kön­nen, ist kein Ge­setz und so­mit lässt sich dar­aus kein Recht ab­lei­ten. Es ist ei­ne Wei­se, wie wir na­tur­ge­ge­ben Welt ver­neh­men, ko­or­di­niert nach Raum und Zeit.