Denkzettel 481

Die Na­bel­schnur des Re­li­giö­sen er­mög­licht – grün­den wir das Wort ety­mo­lo­gisch in „re­li­gio“, zu­rück­ge­bun­den – uns si­che­re Frei­heit, weil sie uns da­vor be­wahrt, ein­fach nur ins Grund­lo­se zu fal­len, oh­ne die Mög­lich­keit ei­ner Wahl. (Die „Na­bel­schnur des Re­li­giö­sen“ ist ei­ne Me­ta­pher für Flü­gel.)

Hier­zu grenzt sich „re­li­gi­ös“ und sei­ne gram­ma­ti­schen An­ver­wand­ten, klar und deut­lich von al­lem ab, was das Re­li­giö­se im Men­schen ver­sucht zu in­sti­tu­tio­na­li­sie­ren, zu in­stru­men­ta­li­sie­ren oder sonst­wie des Selbst­be­zugs zum je ei­ge­nen Grund ent­hebt.

Denkzettel 325

Ein Mensch oh­ne Re­li­gi­on, oh­ne Rück­bin­dung, Rück­ver­si­che­rung, ist wie ei­ne Schne­cke oder ein Ein­sied­ler­krebs oh­ne Haus: Mög­lich, in­des ein we­nig viel un­schön und ziem­lich ver­letz­lich, weil schutz­los.

(Und fast al­les kann ei­ne sol­che be­hau­sen­de Funk­ti­on des Re­li­giö­sen er­fül­len.)

Denkzettel 144

Ist für Re­né Des­car­tes, mit­hin: die Wis­sen­schaft, Gott ein rech­nen­der, für die Chris­ten ein lie­ben­der, ist es für An­de­re ein „im Be­griff sein“.

Und Phi­lo­so­phie ist dann nichts Ma­the­ma­ti­sches oder Re­li­giö­ses; dann ist es et­was Exis­ten­zi­el­les.

(Und als sol­ches dann et­was, das we­der das Ma­the­ma­ti­sche noch das Re­li­giö­se aus­schließt.)