Denkzettel 384

Ei­ne Fra­ge könn­te schon sein, in­wie­weit die Tech­no­lo­gie der sog. KI an den bil­dungs­bür­ger­li­chen Grund­fes­ten der Wis­sens­ge­sell­schaft oder den wis­sens­ba­sier­ten Grund­mau­ern des Bil­dungs­bür­ger­tums rüt­telt. Viel­leicht so­gar so sehr, dass wir uns zu ei­ner auf­ge­klär­ten Mei­nungs­ge­sell­schaft mau­sern kön­nen?

(Frei nach dem Mot­to: Vor der Mei­nung der An­de­ren ist Jede/r gleich?)

Denkzettel 236

Der Mensch ver­packt die Welt in For­meln, um sie sich zu er­klä­ren — und ver­gisst zu­wei­len, dass In­hal­te Wir­kun­gen zei­ti­gen, die Welt ver­än­dern, nicht For­meln. Und die­se In­hal­te wol­len ver­stan­den sein! Um’s For­ma­le küm­mert sich die Wis­sen­schaft, um’s In­halt­li­che soll­te es der Weis­heit sein. (Fak­tisch ist’s dann wohl doch das Po­li­ti­sche.)

Das bes­se­re Ar­gu­ment ist al­so nicht je­nes, wel­ches am bes­ten zu ei­ner For­mel passt, nach ei­ner For­mel ge­schmie­det ist — es ist je­nes mit dem an­spre­chends­ten In­halt. Und der ist dann heu­te eben je­nes, mor­gen die­ses.

Wer In­hal­te sieht und wür­digt, ver­ge­gen­wär­tigt, lebt in der Ge­gen­wart. Wer die For­meln hei­ligt, ist zeit­los. Wer kei­ne Zeit hat, ist oh­ne Wir­kung.

Und wer die Welt er­klä­ren zu kön­nen meint, voll­stän­dig gar, muss sie des­halb noch lan­ge nicht ver­stan­den ha­ben.
(Und wer meint, sie ver­stan­den zu ha­ben, zur Gän­ze gar, noch lan­ge nicht er­klä­ren kön­nen.)