Denkzettel 454

Die Sa­che mit der Le­bens­kunst kann ja durch­aus auch so ge­se­hen wer­den: Al­le wer­den wir mit Angst ge­bo­ren und le­ben in die­ser Grund­be­find­lich­keit wei­ter. Die Übung be­steht nun dar­in, durch wach­sen­des Ver­trau­en, mit die­ser Angst, die sich in Ängs­ten, Be­fürch­tun­gen ge­nannt, ma­ni­fes­tiert, gut le­ben zu kön­nen. Al­so trotz die­ser Un­si­cher­hei­ten das Le­ben gut füh­ren zu kön­nen.
Die Fra­ge der Le­bens­kunst ist dann al­so ei­gent­lich: Wie Ver­trau­en schaf­fen? Wie ler­nen, er­fah­ren, er­le­ben, die Angst nicht zu fürch­ten?

Denkzettel 453

Phi­lo­so­phie ist ei­ne Aus­ge­stal­tung mensch­li­cher geis­ti­ger Tä­tig­keit un­ter an­de­ren, nicht die ei­ne wah­re, gu­te, schö­ne.
(Die­ses Geis­ti­ge grün­det nicht in et­was ihm Tran­szen­den­ten — es ist dem Men­schen im­ma­nent. Und wenn es doch in ei­ner Jen­sei­tig­keit grün­den soll­te, dann eben in die­ser im­ma­nen­ten. Und das me­ta­phy­si­sche Be­dürf­nis ist be­frie­digt.)

Denkzettel 452

Wenn die Wür­de (des Men­schen) un­an­tast­bar ist, ist sie be­din­gungs­los — zu ge­wäh­ren? Wie zeigt sie sich? Wie fühlt sie sich an? Wie fühlt sie sich für ei­nen 99-jäh­ri­gen an, wie für ei­ne 0,00099-jährige?

Ist sie zu ge­wäh­ren, wird al­so ver­ge­ben, oder doch zu ach­ten, kommt ei­nem Le­be­we­sen qua Na­tur zu wie sei­ne kör­per­li­che Er­schei­nung?

Denkzettel 451

Die Fra­ge ist doch: Wie ge­hen Leu­te mit dem um, was ih­nen nicht passt — und nicht, wie gut ein Ar­gu­ment ist. Setzt man mal das Ver­ste­hen von Ar­gu­men­ten als „Bil­dung“: Was kann dann ge­tan wer­den, um Men­schen ei­nen ver­träg­li­che­ren Um­gang mit Din­gen, die ih­nen nicht pas­sen, ans Herz zu le­gen?

Denkzettel 447

Bo­dy­buil­ding ist wie Au­ßen­ar­chi­tek­tur; von der ‚Mei­ße­lung‘ des Kör­pers wird da wohl auch ge­re­det.
Kyu­do ist wie In­nen­ar­chi­tek­tur; als sä­ße der Stein­metz in der Skulp­tur und be­ar­bei­te sie von in­nen, gibt ihr auch dort ein Bild, ei­ne Ge­stalt.
Doch es sei be­dacht: Der Kör­per im­pli­ziert ein In­nen & Au­ßen — der Geist wohl eher nicht.