Der Mensch in den Gehalten.

Die hier öffentlich gemachte Intellektualität gründet in Erfahrung, Erleben, einer Empirie, welche durch die Institution meiner Existenz sich mir vermittelt, nicht auf klerikalem Glauben, einer Pisteme, sozusagen, oder akademischem Wissen, einer Episteme — was nun nicht heißt, diesen Formen des Geistigen ihre Existenzberechtigung madig machen zu wollen. Diese hier sich zeigende Intellektualität ist freigeistig wie freisinnig, ana-logisch und west-östlich, mit diesen Spiegeln reflektiert sie Wirklichkeit als meine Welt, stets getragen vom Anspruch eines „createur d’esprit“.
Die hier gelebte philosophische Praxis ist deutlich und klar von akademischer Philosophie als Beruf zu differenzieren. Als in philosophischer Praxis Tätiger kann mir jede Lage zur Grundlage des Denkens werden, die Berufsphilosophen sind ihrem Fach, ihrer Disziplin und dessen/deren Methoden verpflichtet. Die hier geübte Praxis ist wesentlich freier und übt das Denken in Essays und Aphorismen, methodisch im Grunde unabhängig (doch letztlich Introspektion und Kreativität nutzend), vornehmlich dem Fluss des Denkens verpflichtet und diesen spiegeln wollend. Ich nenne es: sinnieren.
„Philosophie“ wird also hier als Philosophische Praxis in dem Sinne politisch, als sie in der Öffentlichkeit stattfindet, und hat daher mehr ein kultur-gesellschaftliches Verständnis denn ein natur- oder geisteswissenschaftliches. Die philosophische Literatur ist der hier geübten Praxis des Philosophischen ein Rahmen, mit dem sie sich relationiert, an dem sie sich relativiert. Im Idealfall kondensiert sie in literarischer Philosophie, sich dabei hier vornehmlich mit Kurzessays („sinnierende Prosaminiaturen“) und Aphorismen bescheidend — zuweilen gewiss auch beschneidend.
Die sich hier präsentierende Intellektualität ist also eine unakademisch philosophische. Es gibt andere Intellektualitäten, wie z. B. eine wissenschaftliche, technische, künstlerische, esoterische, ‚querdenkende‘ u. dgl. m. — sie verschreiben sich andere(n) primordinalen Rahmen, an die sie sich religieren(!) und so ihr Denken tönen, färben lassen. Und so geht es dieser meinen Intellektualität nun eben nicht um Wahrheit – diese wird hier als ein Kulturinstrument aufgefasst –, gleichgültig auf welcher theoretischen Grundlage sie fußt.
Es geht um Wirklichkeiten, die (wir) uns (er)schaffen. Um das, was wir tun — und lassen.
Der Sache nach: Um Event(-)ualitäten. Um das, was geschieht.
Um das, was uns Gehalt gibt. Und den Sinn, den wir dem geben.