Was Philosophie ist, darüber mögen die Meinungen mehr oder weniger weit auseinander gehen. Doch eher dreht es sich wohl weniger darum, was es ist, sondern vielmehr darum, was alles dazu gezählt werden kann: Fragen, so das Verständnis hier, die philosophisch gestellt werden, können wohl kaum befriedigend oder gar letztgültig beantwortet werden. Womöglich macht gerade das das Philosophische aus und grenzt Fragen zu einer als unbegrenzt vorgestellten Kultur von Fragen zu einer als begrenzt gedachten Natur ab. Insofern geht es beim Philosophieren nicht um Wissen, sondern darum, was eine Meinung, die (noch) kein Wissen sein kann, ausmacht, sie zu einem Argument machen kann, beispielsweise. Was im Philosophischen Zirkus geschieht ist also kein akademischer Schlagabtausch auf der Suche nach Wahrheit, sondern der Versuch, im Sinne eines Beitrags, sich in einer Wirklichkeit zu orientieren. Ein bedeutender Philosoph des 20. Jhd. hat diese Haltung recht prägnant auf den Punkt gebracht:
Ein philosophisches Problem hat die Form: »Ich kenne mich nicht aus.«Ludwig Wittgenstein
Und darum ist es wichtig, sich mit den Meinungen, auf die man dann angewiesen ist, zu beschäftigen. Um den Geist wach zu halten und sich, mit Immanuel Kant gesprochen, mutig des eigenen Verstandes zu bedienen und diese seine Meinung prüfend zu schärfen, immerhin ist man ja von einem Urteil dann nicht mehr weit entfernt. Deshalb die freundliche Einladung, um sich gemeinsam einem Thema in alltagsphilosophischer Manier zu nähern.
Artverwandt mit dem Philosophischen Café nennt es sich Philosophischer Zirkus. Mit Zirkus meinen wir ja nicht nur die Vorstellungen in einer Manege mit Clowns, wilden Tieren und Akrobatik. Mit dem Wort bringen wir redensartlich auch unnütze Aufregung, Durcheinander oder Gezänk zum Ausdruck: „Was für ein Zirkus!“, sagen wir, wenn etwas ein wenig unübersichtlich erscheint, die Regeln nicht so ganz klar, wonach das Spiel läuft. Und mit der Möglichkeit, seine Meinungen zu hinterfragen, ist wohl eine Bedingung zur Möglichkeit erfüllt, um aus einem solchen redensartlichen Zirkus eine Vorstellung zu machen, die ja im Allgemeinen durchchoreographiert ist (gleichwohl, will sie lebendig bleiben, Platz für ‚Chaos‘ lässt; der tanzenden Sterne wegen, die geboren sein wollen, so Friedrich Nietzsche) und so ziemlich genau das Gegenteil von dem meint, was der Redensart nach gemeint sein will. Denn frei nach dem Titel eines Hauptwerkes von Arthur Schopenhauer gilt: Die Welt ist Wille — und Vorstellung.
Der „Zirkusdirektor“, der freigeistige, ana-logische, west-östliche Denker, so also philosophische Praktik Übender, mithin Lebenskunst Reflektierender, Volker Homann spricht mit Gästen oder bringt auf anderem Wege „Futter für’s Denken“.