
… sind Aufzeichnungen gedanklicher Augenblicke, Impressionen. In eine kurze Sentenz wie ein Aphorismus gesetzt oder allein durch ein Bild zum Ausdruck gebracht. Es sind keine Leistungen, also nichts aus irgendwelchen Regeln Resultierendes, Geschlossenes oder Gefolgertes — es sind sich ergeben habende ver(w)ortete Gedanken.
Die Absicht dahinter: Einen Moment für ein Moment erzeugen.
Denkzettel 362
Dilettant*n sind der Akademie, was Laie*n der Kirche sind.
(Und dann gibt es freilich noch jene, neben anderen, die sich der Institution ihrer Existenz verpflichtet fühlen. Sie sind Experten und (Ein)Geweihte der eigenen Sache.)
Denkzettel 361
Ein Mensch sollte von keiner seiner Identitäten noch nicht-Identitäten bestimmt werden.
Und auch nicht von seiner Wahlfreiheit.
(Bedingt zu sein heißt noch nicht, bestimmt zu sein. Subjekte haben stets die Wahl — aus dem, was sie nicht bedingt, können sie indes nicht wählen.)
Denkzettel 360
Ein Dualismus im Sinne einer Binärität, Dichotomie, ist nun genau eine Pervertierung der Dualität – allg.: einer ‑ität –, wie sie ‑ismen potentiell so zu eigen ist.
(Will meinen: ‑ismen eignen zum Polarisieren, ‑itäten zum Kommunizieren.)
Denkzettel 359
Hans-Georg Gadamers »Horizontverschmelzung« könnte vielleicht auch als „Zusammenhang schaffende Differenz“ vorgestellt werden. („Kohäsive Divergenz“, sozusagen.)
Denkzettel 358
Ein, wenn nicht: das, Prinzip dieses unseres Kosmos scheint wohl die Präferenz der Diversität vor der Universität zu sein.
(Die Bevorzugung der Unterschiedlichkeit vor der Einheitlichkeit — oder, provokant: der Vielfalt vor der Einfalt. So praktisch je Letzteres – für uns Menschen mit … Weiterlesen➜
Denkzettel 357
Die Zweiheit ist die einfachste Gestalt der Form Vielheit.
Denkzettel 356
Auch für Siddharta Gautama ging es wie Karl Marx und vielen, vielen Anderen darum, die vorgefundene Welt zu verändern. Gleichwohl: Welt verändert sich andauernd. Wozu etwas verändern wollen, was sich ja schon eo ipso verändert?
(Freilich steckt dahinter eine Machtfrage.)
Denkzettel 355
Bewusstsein ist und „bewusst sein“ heißt da sein, präsent sein, gegenwärtig sein. Ein Martin Heidegger macht aus diesem Verbum ein Substantiv und bezeichnet den Menschen so: Dasein. Doch diese Substantivierung täuscht leicht darüber hinweg, das Bewusstsein nichts Statisches ist, sondern sich in … Weiterlesen➜
Denkzettel 354
„Ich“ ist eine Konstruktion, mittels der „Leiden“ überhaupt erst möglich wird. Das Bewusstsein selbst kann nicht leiden — wie das Organ Gehirn keinen Schmerz evoziert, wird an ihm herumgeschnippelt. Um Leiden in Erfahrung zu bringen, schafft es sich „Ich“. Eine solche These kann z.B. im christlichen … Weiterlesen➜
Denkzettel 353
„Ich“ als Träger der vom Bewusstsein geschöpften Überzeugungen etc. denken. „Ich“ zugleich auch vom Bewusstsein kreiert, zum Behufe eben dieser Trägerschaft. Wie Bewusstsein einen Lebewesen als Träger hat, trägt „Ich“ die Empfindungen des Lebewesens. Wo kein „Ich“, da kein Leid — mithin … Weiterlesen➜