Denkzettel 286

Aus der Pra­xis der Lo­gik fließt et­was zu­rück in der Theo­rie der Lo­gik. Vom Ver­stand geht et­was zu­rück auf die Ver­nunft. (Wech­sel­wir­kung.)
Die Fra­ge ist: Ist Lo­gik ei­ne äs­the­ti­sche Ka­te­go­rie? Hat sie ih­ren Grund nicht in Ver­stand oder Ver­nunft son­dern zeigt sich dort le­dig­lich?
(Wir sa­gen ja auch: „Ist doch lo­gisch!“ und mei­nen da­mit, dass et­was für uns nach­voll­zieh­bar ist, was sich ja ir­gend­wie an­fühlt — oh­ne ei­ne Re­gel ei­ner Lo­gik an­ge­wen­det oder ei­nen Syl­lo­gis­mus ge­bil­det zu ha­ben.)

Denkzettel 285

Wenn der Ver­stand die Ver­nunft ver­sprach­licht heißt das eben nicht, dass die Lo­gik in der Spra­che lä­ge. Das rech­te Han­deln liegt auch nicht in der ra­tio­na­len Ethik, son­dern in der äs­the­ti­schen Mo­ral. Ethik ist ei­ne Spra­che der Mo­ral — nicht in­des ih­re Lo­gik. Die liegt tie­fer, in der Mo­ral — viel­leicht noch tie­fer, wei­te­re Be­rei­che mit ver­sor­gend.

Denkzettel 263

Wor­auf hät­te sich z. B. Aris­to­te­les denn be­zie­hen kön­nen für die Rich­tig­keit, An­ge­mes­sen­heit sei­ner Lo­gik als denn auf sei­ne Emp­fin­dung? Die Fol­ge­rich­tig­keit so man­cher Aus­sa­ge ba­siert nicht auf dem Kal­kül ei­ner Lo­gik, son­dern auf der Emp­fin­dung ih­rer Evi­denz.

(Wo wä­ren Ma­the­ma­tik & Lo­gik oh­ne ih­re Axio­me?)

Denkzettel 163

Die Fra­ge nach dem Sinn des Gan­zen ist ei­gent­lich ei­ne völ­lig über­flüs­si­ge: Als Gan­zes hat die­ses kei­nen Sinn, kei­nen Zweck, kei­nen Nut­zen für et­was als nur für sich selbst. (Wor­an sich die Fra­ge nach ei­nem Sinn von Sinn an­schlie­ßen lässt.) Denn es kann au­ßer­halb des Gan­zen nichts ge­ben, für das es von Nut­zen sein könn­te, ei­nen Zweck er­fül­len könn­te, Sinn ge­ben oder ma­chen könn­te — oder all das eben auch nicht; sonst ist es nicht das Gan­ze, son­dern ein Teil von et­was Grö­ße­rem, Um­fas­sen­de­rem.
(So ist das ei­ne Gan­ze eben im­mer wahr; oder falsch — doch dar­in dann wie­der wahr, al­so rich­tig falsch. Ei­ne Tau­to­lo­gie, oh­ne jeg­li­chen lo­gi­schen Ge­halt — wird es lo­gisch an­ge­se­hen.)

Ein Blick nur

Eine kurze Meditation.

Die Tat der Sa­che ist es,
sich zu An­de­rem zu ver­hal­ten.

Ist es ei­ne Tat der Sa­che? Doch wohl eher ei­ne Tat ei­nes We­sens.

Nicht die Sa­che ist der Tä­ter, das Tä­ti­ge. (Es ist z. B. ein Mensch.)

Ein Stein wird erst durch z. B. den Men­schen zum Werk­zeug, ein Ham­mer zur Keu­le.

Was al­so ist ei­ne Tat­sa­che? Die Wirk­lich­keit ei­nes Sach­ver­hal­tes! Das Wirk­lich wer­den ei­nes Sach­ver­halts, z. B. durch den Men­schen.

Die Aus­sa­ge: „Das Gras ist grün.“ wird erst durch ein We­sen wahr, wirk­lich. (z. B. durch ei­nen Men­schen.)

Doch ein ge­eig­ne­tes Mess­in­stru­ment be­legt doch, dass das Gras auch oh­ne ei­nen ein­zi­gen Men­schen grün ist!

Ja, ja! Nur: Wo stammt das Mess­in­stru­ment her? Ist es vom Him­mel ge­fal­len?

Und über­haupt: Ist das Gras auch bei Neu­mond und stark be­deck­tem Him­mel und oh­ne Ta­schen­lam­pe o. ä. grün? Ja?

Man le­ge ei­nen em­pi­ri­schen, wirk­lich em­pi­ri­schen, al­so sinn­lich er­fahr­ba­ren, Be­weis da­für vor und kei­nen theo­re­ti­schen, epis­te­mi­schen, lo­gi­schen!

Das sinn­lich nicht Be­leg­ba­re be­deu­tet kei­nes­wegs, dass es sich nicht tat­säch­lich so ver­hält, wie ei­ne Theo­rie, wiss. Er­kennt­nis oder Lo­gik ver­mu­tet, vor­her­sagt, be­sagt!

Doch vom wahr­lich Em­pi­ri­schen her bleibt uns doch nichts an­de­res üb­rig, als ei­ner theo­re­ti­schen, epis­te­mi­schen, lo­gi­schen Aus­sa­ge Glau­ben zu schen­ken, sie al­so als Wahr ha­ben zu wol­len – oder eben nicht. (Weil uns das z. B. bes­ser in den Kram passt, wel­cher Art die­ser Kram heu­te oder mor­gen, nach­her oder ge­ra­de jetzt auch sei.)

— Ge­dan­ken­sprung —

Die Lee­re ist kei­ne Tat­sa­che im ge­mei­nen Sin­ne. Sie ist ein Fak­tum, ein Sach­ver­halt des mensch­li­chen Geis­tes, von ihm ge­mach­tes, ein: Ar­te-Fakt, ein „künst­li­cher Sach­ver­halt“.

Die Welt ist nicht leer und das ge­mei­ne Nichts gibt es nicht. Doch be­vor wir ein Ur­teil fäl­len, be­vor wir die Welt er-ken­nen, ist sie für uns: leer. Bar je­den Ur­teils, bar je­den Sach­ver­halts, bar je­der Tat-Sa­che, bar je­den Dings.

Und dies ist ei­ne un(ver)mittelbare Ein­sicht der Ver­nunft. Kei­ne durch ei­ne Me­tho­de ver­mit­tel­te Er­kennt­nis des Ver­stan­des.

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