Denkzettel 167

Den Er­kennt­nis­grund er­schlie­ßen, das Ter­rain er­hel­len; se­hen, nicht schau­en, was zur Er­kennt­nis führt/geführt hat. Das könn­te als „rech­nen“ ver­stan­den wer­den, ei­ne Tä­tig­keit des Ver­stan­des.
(Das Den­ken, Tä­tig­keit der Ver­nunft, schaut, wie es zur Ein­sicht kommt?)
(So könn­ten πρᾶξις (prãxis) und θεωρία (theo­ría) auch ver­stan­den wer­den?)

Denkzettel 157

Was pas­siert, ei­gent­lich, wenn wir die Bedingung(en) der Mög­lich­keit von Er­kennt­nis er­kannt ha­ben? Oder, viel­leicht ha­be ich ja da et­was nicht mit­be­kom­men, be­fin­de mich al­so da­hin­ge­hend im Mo­dus der Un­wis­sen­heit: Was pas­sier­te, ei­gent­lich, als die Bedingung(en) der Mög­lich­keit von Er­kennt­nis er­kannt war(en)?

(Im Hin­ter­grund schwingt die Fra­ge, ob die­se Bedingung(en) über­haupt er­kannt wer­den kön­nen? Und wei­ter, soll­te die­ses Er­ken­nen un­mög­lich sein: Wie sehr hat un­ser Stre­ben, un­ser Wol­len, nach ge­nau die­sem Er­ken­nen der Bedingung(en) der Mög­lich­keit von Er­kennt­nis un­ser Seins­ver­ständ­nis ge­prägt — und wo­mög­lich ei­nem nicht-er­ken­nen­den Akt, z. B. Er­fah­rung, der Bedingung(en) der Mög­lich­keit von Er­kennt­nis ver­un­mög­licht?)

Ein Blick nur

Eine kurze Meditation.

Die Tat der Sa­che ist es,
sich zu An­de­rem zu ver­hal­ten.

Ist es ei­ne Tat der Sa­che? Doch wohl eher ei­ne Tat ei­nes We­sens.

Nicht die Sa­che ist der Tä­ter, das Tä­ti­ge. (Es ist z. B. ein Mensch.)

Ein Stein wird erst durch z. B. den Men­schen zum Werk­zeug, ein Ham­mer zur Keu­le.

Was al­so ist ei­ne Tat­sa­che? Die Wirk­lich­keit ei­nes Sach­ver­hal­tes! Das Wirk­lich wer­den ei­nes Sach­ver­halts, z. B. durch den Men­schen.

Die Aus­sa­ge: „Das Gras ist grün.“ wird erst durch ein We­sen wahr, wirk­lich. (z. B. durch ei­nen Men­schen.)

Doch ein ge­eig­ne­tes Mess­in­stru­ment be­legt doch, dass das Gras auch oh­ne ei­nen ein­zi­gen Men­schen grün ist!

Ja, ja! Nur: Wo stammt das Mess­in­stru­ment her? Ist es vom Him­mel ge­fal­len?

Und über­haupt: Ist das Gras auch bei Neu­mond und stark be­deck­tem Him­mel und oh­ne Ta­schen­lam­pe o. ä. grün? Ja?

Man le­ge ei­nen em­pi­ri­schen, wirk­lich em­pi­ri­schen, al­so sinn­lich er­fahr­ba­ren, Be­weis da­für vor und kei­nen theo­re­ti­schen, epis­te­mi­schen, lo­gi­schen!

Das sinn­lich nicht Be­leg­ba­re be­deu­tet kei­nes­wegs, dass es sich nicht tat­säch­lich so ver­hält, wie ei­ne Theo­rie, wiss. Er­kennt­nis oder Lo­gik ver­mu­tet, vor­her­sagt, be­sagt!

Doch vom wahr­lich Em­pi­ri­schen her bleibt uns doch nichts an­de­res üb­rig, als ei­ner theo­re­ti­schen, epis­te­mi­schen, lo­gi­schen Aus­sa­ge Glau­ben zu schen­ken, sie al­so als Wahr ha­ben zu wol­len – oder eben nicht. (Weil uns das z. B. bes­ser in den Kram passt, wel­cher Art die­ser Kram heu­te oder mor­gen, nach­her oder ge­ra­de jetzt auch sei.)

— Ge­dan­ken­sprung —

Die Lee­re ist kei­ne Tat­sa­che im ge­mei­nen Sin­ne. Sie ist ein Fak­tum, ein Sach­ver­halt des mensch­li­chen Geis­tes, von ihm ge­mach­tes, ein: Ar­te-Fakt, ein „künst­li­cher Sach­ver­halt“.

Die Welt ist nicht leer und das ge­mei­ne Nichts gibt es nicht. Doch be­vor wir ein Ur­teil fäl­len, be­vor wir die Welt er-ken­nen, ist sie für uns: leer. Bar je­den Ur­teils, bar je­den Sach­ver­halts, bar je­der Tat-Sa­che, bar je­den Dings.

Und dies ist ei­ne un(ver)mittelbare Ein­sicht der Ver­nunft. Kei­ne durch ei­ne Me­tho­de ver­mit­tel­te Er­kennt­nis des Ver­stan­des.

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