Denkzettel 440

Mit ei­ner sog. KI kön­nen wir den mensch­li­chen Ver­stand eben nur ge­nau so, wie wir ihn ver­ste­hen, nach­bil­den.
Nicht hin­ge­gen kön­nen wir die Mög­lich­kei­ten mensch­li­cher Ver­nunft oder gar zwi­schen­mensch­li­chen Ge­müts im Ge­rät si­mu­lie­ren.
(Wo ge­meint wird, dies zu kön­nen, ist eben nur Ver­stand im Spiel.)

Denkzettel 412

„Bil­dung des Geis­tes oh­ne Bil­dung des Her­zens ist kei­ne Bil­dung“ soll Aris­to­te­les be­kun­det ha­ben.
So kann ge­sagt wohl wer­den: Ver­stan­des­bil­dung oh­ne Her­zens­bil­dung – wie auch um­ge­kehrt – ist Un­bil­dung.
(Ge­bil­de­ter Ver­stand und(!) ge­bil­de­tes Ge­müt er­ge­ben Ver­nunft.)

Denkzettel 381

Es gibt kei­ne na­tür­li­chen Ge­gen­sät­ze. „Ge­gen­satz“ ist ei­ne Ka­te­go­rie des Ver­stan­des.

Gleich­wohl: Mensch­li­cher Ver­stand, wie „Ver­stand“ über­haupt, ist ein Na­tur­phä­no­men.

So ge­se­hen ist auch „An­ders“ nichts wei­ter als ei­ne Ver­stan­des­ka­te­go­rie, da „Ge­gen­satz“ ein Fall von „An­ders“ un­ter an­de­ren.

Mit­hin: Na­tur oh­ne Ver­stand = ein un­dif­fe­ren­zier­tes Gan­zes?

(Und die­ses mit­tels Ver­nunft ver­nehm­bar?)

Denkzettel 364

Das mu­tend emp­fin­den­de Ge­müt, der rech­nend ver­ste­hen­de Ver­stand, die ver­neh­mend wä­gen­de Ver­nunft. Emp­fin­den, rech­nen, wä­gen: Sä­ku­lar-lai­zis­ti­sche Drei­fal­tig­keit. Das Kind, der Va­ter, die Mut­ter. In ei­ner funk­tio­na­len Fa­mi­lie ist das Kind die Si­che­rung der Dy­nas­tie, des Fort­be­stands. Denn es wird ein­mal Mut­ter oder Va­ter.

Viel­leicht.

Denkzettel 267

Ra­tio­na­li­tät als Grund­la­ge jeg­li­cher Mit­teil­bar­keit den­ken: Ra­tio, das Ver­hält­nis Zwei­er.

Dies Ver­hält­nis so­dann un­ab­hän­gig von der Be­zie­hung den­ken, die äs­the­ti­scher Na­tur sein soll­te.

Re­la­tio­na­li­tät, ‚Äs­the­ti­tät‘ der Be­zie­hung, Ra­tio­na­li­tät des Ver­hält­nis­ses: Er­kennt­nis­se sind ra­tio­nal, Ur­tei­le sind äs­the­ti­scher Na­tur (sinn­li­ches Un­ter­schei­dungs­ver­mö­gen).

(Der Ver­stand be­rech­net Ver­hält­nis­se, Ra­tio­na­li­tä­ten, die Ver­nunft be­ur­teilt die Er­geb­nis­se re­la­tiv: re­la­tio­nal. Der Ver­stand for­ma­li­siert oh­ne In­halt, die Ver­nunft bringt den In­halt ins Spiel.)

Denkzettel 258

Kon­fu­zi­us war es wohl, der an­merk­te, der Mensch ver­steht die Din­ge ei­gent­lich erst dann, wenn er sie tut. Das könn­te er­gänzt wer­den mit dem Ge­dan­ken, je län­ger das Ver­stan­de­ne prak­ti­ziert wird, des­to mehr wird es ver­nom­men und da­bei auf das We­sent­li­che re­du­ziert: Welt­ver­stand wan­delt sich zum ver­nünf­ti­gen Sein in und zur Welt, zur Welt­ge­stal­tung.

(Zu­min­dest wenn der Wil­le da­zu wach ist.)

Denkzettel 252

(Am Wol­len vor­bei zum Wil­len.) Dass Wol­len soll­te vom Wil­len ge­tra­gen wer­den, und nicht vom (am) Hirn mit sei­ner Gier nach En­er­gie (ab)hängen. Es lebt da­von und da­durch und kann da­von – prin­zi­pi­ell – nicht ge­nug ha­ben, das ist ei­ne Über­le­bens­stra­te­gie. Gleich­wohl ist ein Kind des Hirns, der Geist, als wohl­ver­stan­de­nes Me­ta­ver­sum des Hirns, als Ver­nunft, in der La­ge, den En­er­gie­be­darf zum Wohl des Men­schen zu re­gu­lie­ren. (Zu­cker gilt als ein En­er­gie­lie­fe­rant, und man­che wol­len ei­nen Berg da­von … ver­kau­fen.)

Denkzettel 250

Mo­ral ver­hält sich zu Ethik wie Schön­heit zur Äs­the­tik: Ers­te­res ist em­pi­risch, letz­te­res epis­te­misch. Letz­lich ist Let­ze­res der Ver­such, Ers­te­res in ei­ne Be­re­chen­bar­keit zu brin­gen, wenn nicht gar zu zwin­gen; al­so der Ver­such, mit dem Ver­stand zu ver­ste­hen, zu ver­mes­sen, was mit der Ver­nunft ver­nom­men wird.

Doch die Ver­nunft lässt sich letzt­lich wohl nicht ver­mes­sen wie der Ver­stand; der Ver­such ist ver­mes­sen.
(Es wird wohl im­mer ein quan­ti­ta­tiv un­be­stimm­ba­rer Rest des Mo­ra­li­schen und Schö­nen blei­ben, der sich dem Ver­stand ent­zieht und des­halb nicht un­ver­nünf­tig ist.)