Die Wirklichkeit geht dem Denken voraus wie die Wahrheit dem Rechnen.
Kategorie: Weltanschauung
Denkzettel 287
Weisheit: (noch) nicht wissen … können.
(Das Können im Sinne des Vermögens ist gemeint, als auch das nicht-Können im Sinne der Unmöglichkeit.)
(Das Können überhaupt. Nicht nur im Sinne des Beherrschens, sondern auch im Sinne des sich Erlaubens.)
Denkzettel 285
Wenn der Verstand die Vernunft versprachlicht heißt das eben nicht, dass die Logik in der Sprache läge. Das rechte Handeln liegt auch nicht in der rationalen Ethik, sondern in der ästhetischen Moral. Ethik ist eine Sprache der Moral — nicht indes ihre Logik. Die liegt tiefer, in der Moral — vielleicht noch tiefer, weitere Bereiche mit versorgend.
Denkzettel 284
Im Strom, im Strömen, liegt die Energie, nicht in der Spannung. Diese ist lediglich Bedingung zur Möglichkeit.
Denkzettel 282
Wahrheiten sind das, was ‚Die Wirklichkeit‘ zu je unseren Wirk-lichkeiten, Momenten, macht.
(Die Wirklichkeit als solche selbst ist leer und also wahrheitsunabhängig; ein Platzhalter.)
(Die Frage nach einer Wahrheit ‚Der Wirklichkeit‘ ist unsinnig.)
Zitat 58
Nichts ist mit allem verbunden, alles ist mit etwas verbunden.
Denkzettel 262
„Das ist schön.“ — dieser Aussagesatz ist ja nicht der Erfolg eines rationalen Kalküls („…, daraus folgt:…“), sondern ergibt sich aus einer mit Worten gefassten Empfindung. Und wenn es nun möglich ist, dass eine Empfindung so geäußert werden kann, liegt es doch nahe, annehmen zu können, dass die Empfindung einer analogen Grammatik von Objekt-Prädikat folgt — mithin die Empfindungen logisch sind.
(Grundlage der Sprache, Quell’ ihrer Grammatik, und damit Ursprung der Logik wäre dann unsere Empfindungsfähigkeit, das ästhetische Sensorium, nicht unsere Denkfähigkeit, der kognitive Apparat.)
Denkzettel 250
Moral verhält sich zu Ethik wie Schönheit zur Ästhetik: Ersteres ist empirisch, letzteres epistemisch. Letzlich ist Letzeres der Versuch, Ersteres in eine Berechenbarkeit zu bringen, wenn nicht gar zu zwingen; also der Versuch, mit dem Verstand zu verstehen, zu vermessen, was mit der Vernunft vernommen wird.
Doch die Vernunft lässt sich letztlich wohl nicht vermessen wie der Verstand; der Versuch ist vermessen.
(Es wird wohl immer ein quantitativ unbestimmbarer Rest des Moralischen und Schönen bleiben, der sich dem Verstand entzieht und deshalb nicht unvernünftig ist.)
Denkzettel 238
Wenn wir sagen: „Es hat keinen Wert.“ meinen wir womöglich: „Es kann kein Gewinn erwartet werden.“
(So hat Freundschaft einen Wert. Der Mensch indes nicht. Und das will recht vernommen sein!)
Denkzettel 235
Wahrheit? Fata Morganas der Wirklichkeit. (Bewusstseins‑, Geist‑, ‚Luft‘-spiegelungen.; engl. „loft“: „Dachstube“.)
Die Wahrheit? Unvermittelte Wirklichkeit. (‚Erleuchtung‘, Geist ohne die Möglichkeit von Spiegelungen; ‚Wind‘.)