Zitat 111

Geis­tig und kör­per­lich ist der Mensch wäh­rend des größ­ten Teils sei­nes Le­bens Be­woh­ner ei­nes rein mensch­li­chen und in ge­wis­ser Wei­se ‚haus­ge­mach­ten‘ Uni­ver­sums, das von ihm selbst in den rie­si­gen, nicht­mensch­li­chen Kos­mos um ihn her­um ge­gra­ben wur­de und oh­ne das we­der die­ses Uni­ver­sum noch er selbst exis­tie­ren könn­ten. In­ner­halb die­ser pri­va­ten Ka­ta­kom­be er­rich­ten wir für uns selbst ei­ne ei­ge­ne klei­ne Welt.

Al­dous Hux­ley

Denkzettel 393

Sit­ten und Ge­bräu­che, die in ih­rer Form er­star­ren und nicht mehr un­ter­schied­li­che, in viel­fäl­ti­gen Hin­sich­ten mo­der­ne, Ge­stal­tun­gen aus ih­rer Form ge­win­nen und in die­sem Sin­ne mo­de­rat in Er­schei­nung tre­ten kön­nen, sind kei­ne be­wah­ren­den Tra­di­tio­nen mehr, son­dern re­ak­tio­nä­re Ideo­lo­gien.
(Zur Er­läu­te­rung: a² + b² = c² ist ei­ne Form, das recht­win­ke­li­ge Drei­eck mit a = 2cm, b = 5cm ei­ne Ge­stalt die­ser Form. Die Drei­ecks­ge­stal­ten auf (ein­zig) „wah­re“ Drei­ecke (oder gar auf nur ein „ein­zig wah­res“ Drei­eck) re­du­zie­ren zu wol­len ist re­ak­tio­nä­re Ideo­lo­gie.)

Denkzettel 379

Es geht nicht dar­um, ob z.B. der Uni­ver­sa­lis­mus wahr ist oder falsch. Es geht dar­um, wel­che vor­stell­ba­ren Wirklichkeit(en) Ideen über die Welt er­zeu­gen und ob sie wün­schens­wert sind — wor­über sich die Men­schen nun eben nicht ei­nig sind und Ar­gu­men­te tau­schen wie auf ei­nem Bör­sen­platz. Ent­spre­chend hoch oder nied­rig ist der Kurs ei­nes Welt­ver­ständ­nis­ses.

(Und wie meh­re­re Ak­ti­en an ei­nem Bör­sen­platz (und es gibt nicht nur ei­nen) ge­han­delt wer­den, gibt es auch meh­re­re Welt­ver­ständ­nis­se an meh­re­ren Or­ten mit je un­ter­schied­li­chen ak­tu­el­len Kur­sen.)

Denkzettel 363

Was das Ske­lett der Wahr­heit zu­sam­men­hält und be­weg­lich macht, ist die Wirk­lich­keit des Flei­sches. Rei­ne Lo­gik, blo­ße Wahr­heit, kommt ei­nem Kno­chen­hau­fen gleich wie wahr­heits­lo­se Wirk­lich­keit ei­nem nas­sen Sack in der Ecke äh­nelt. Erst das Bei­sam­men­sein bei­der lässt ei­ne be­weg­li­che Ge­stalt er­schei­nen.