Die Suche nach seinem Platz in der Welt oder auch nur in der Philosophie, beispielsweise, ist eine Forschungsreise. Wird die eigene Heimat schließlich entdeckt, der eigene Ursprung, ist die Reise keineswegs beendet. Sie geht weiter: mit einem anderen Gefährt wird ‚Welt‘ weiter erforscht. (Was freilich mit anderen Möglichkeiten der Perspektivenwahl einhergeht.)
Kategorie: Lebenskunst
Zitat 63
Man muss nüchterne, geduldige Menschen schaffen, die nicht verzweifeln angesichts der schlimmsten Schrecken und sich nicht an jeder Dummheit begeistern. Pessimismus des Verstandes, Optimismus des Willens.
Denkzettel 291
(Akademische Lehre.) Ein Wetzstein ist etwas anderes als eine Gussform. Ein·e Jede·r hat ein eigenes Messer, es muss nichts gegeben werden. Doch einen härteren Stein, um das zu Anbeginn völlig stumpfe Messer immer schärfer zu machen, tauglicher, tüchtiger, in diesem Sinn: tugendhafter, um differenziert und dennoch – oder deshalb – orientiert in die Welt schauen zu können — das ist ein wahres Bildungsangebot. (Und dies ist gewiss nicht nur der Akademie vorbehalten.)
Der Guss ist Ausbildung. Sie geht dem Wetzen voran. Ausbildung endet irgendwann, Bildung nicht. (Freilich nur, wenn das Messer auch gebraucht wird.) Und mag ein Messer nach dem Guss auch noch so stumpf sein — es gewinnt an Schärfe. Doch noch nie ist ein scharfes Messer aus dem Guss entsprungen, egal, wie lange die Ausbildung dauerte.
Zitat 62
Es existieren menschliche Probleme, bei denen es gegen-menschlich, also ein Lebenskunstfehler wäre, sie nicht zu haben, und über-menschlich, also ein Lebenskunstfehler, sie zu lösen.
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Zitat 61
Leben ist die Unschlüssigkeit zwischen einem Ausrufungszeichen und einem Fragezeichen.
Für den Zweifel gibt es den Punkt.
Denkzettel 283
Die Inhalte sind es, die das Leben ausmachen, wirklich machen — nicht die Form, die es wahr oder falsch macht.
(Oder auch: richtig oder falsch.)
Denkzettel 280
So wie man dem Großen gegenüber meist ohnmächtig gegenübersteht, so wirkmächtig können wir im Kleinen sein. Wird das Kleine als Teilmenge des Großen gedacht, zeigt sich das Unvermögen der Mengenlehre, im tattäglichen(!) Leben nützlich zu sein. Vielleicht auch das Unvermögen aller systematisierenden, verallgemeinernden Mathematik, Logik — und Ethik.
Denkzettel 278
Wer aufhört Krieg gegen das Kämpfen zu führen und Frieden beginnt, hat (sich) gewonnen.
(Frieden ist unangestrengter Kampf.)
Zitat 53
Philosophieren ist für den Menschen wie für den Maulwurf das Graben.
Zitat 52
Meine Gedanken interessieren mich weniger als das, was ich unbewusst will.