Zitat 112

Es ist klü­ger, pes­si­mis­tisch zu sein; ver­ges­sen sind die Ent­täu­schun­gen, und man steht vor den Men­schen nicht bla­miert da. So ist Op­ti­mis­mus bei den Klu­gen ver­pönt. Op­ti­mis­mus ist in sei­nem We­sen kei­ne An­sicht über die ge­gen­wär­ti­ge Si­tua­ti­on, son­dern er ist ei­ne Le­bens­kraft, ei­ne Kraft der Hoff­nung, wo an­de­re re­si­gnie­ren, ei­ne Kraft, den Kopf hoch­zu­hal­ten, wenn al­les fehl­zu­schla­gen scheint, ei­ne Kraft, Rück­schlä­ge zu er­tra­gen, ei­ne Kraft, die die Zu­kunft nie­mals dem Geg­ner lässt, son­dern sie für sich in An­spruch nimmt.

Diet­rich Bon­hoef­fer

Denkzettel 481

Die Na­bel­schnur des Re­li­giö­sen er­mög­licht – grün­den wir das Wort ety­mo­lo­gisch in „re­li­gio“, zu­rück­ge­bun­den – uns si­che­re Frei­heit, weil sie uns da­vor be­wahrt, ein­fach nur ins Grund­lo­se zu fal­len, oh­ne die Mög­lich­keit ei­ner Wahl. (Die „Na­bel­schnur des Re­li­giö­sen“ ist ei­ne Me­ta­pher für Flü­gel.)

Hier­zu grenzt sich „re­li­gi­ös“ und sei­ne gram­ma­ti­schen An­ver­wand­ten, klar und deut­lich von al­lem ab, was das Re­li­giö­se im Men­schen ver­sucht zu in­sti­tu­tio­na­li­sie­ren, zu in­stru­men­ta­li­sie­ren oder sonst­wie des Selbst­be­zugs zum je ei­ge­nen Grund ent­hebt.

Denkzettel 465

Los­las­sen kann ja durch­aus mit Ab­na­be­lung zu­min­dest ver­gli­chen wer­den. In­so­fern ge­bä­ren wir Ver­gan­gen­hei­ten: Schlie­ßen wir mit ei­ner von die­sen ab, ha­ben wir qua­si ein Kind zur Welt ge­bracht. (Das sich al­ler­dings sehr gut um sich selbst küm­mern kann. Von da­her ist man da eher Mut­ter vom Typ Schild­krö­te, bspw.)

Denkzettel 462

„Be­schwer­de“ und „be­schwe­ren“ sind merk­wür­di­ge Wör­ter, so sie denn den Aus­druck von Un­zu­frie­den­heit mei­nen. Als ob man sich er­leich­tern könn­te, wenn et­was an­de­res be­schwert wird. Wo­zu gibt’s „Stil­le Ört­chen“? So ge­se­hen gibt’s be­reits „Ent­schwer­de­stel­len“ und müs­sen nicht neu er­fun­den wer­den.