Denkzettel 493

Es gie­bt in der Welt ei­nen ein­zi­gen Weg, auf wel­chem nie­mand ge­hen kann, aus­ser dir: wo­hin er führt? Fra­ge nicht, ge­he ihn.

Fried­rich Nietz­sche

Es wird ei­nen Weg ge­ge­ben ha­ben, den nie­mand au­ßer Dir ge­gan­gen sein kann. Wo­hin er führt? Fra­ge nicht. Ge­he.
(Heißt so dann auch: Es muss kein be­reits vor­han­de­ner Weg ge­sucht wer­den. Er ent­steht. Mit je­dem Schritt. )

Zitat 112

Es ist klü­ger, pes­si­mis­tisch zu sein; ver­ges­sen sind die Ent­täu­schun­gen, und man steht vor den Men­schen nicht bla­miert da. So ist Op­ti­mis­mus bei den Klu­gen ver­pönt. Op­ti­mis­mus ist in sei­nem We­sen kei­ne An­sicht über die ge­gen­wär­ti­ge Si­tua­ti­on, son­dern er ist ei­ne Le­bens­kraft, ei­ne Kraft der Hoff­nung, wo an­de­re re­si­gnie­ren, ei­ne Kraft, den Kopf hoch­zu­hal­ten, wenn al­les fehl­zu­schla­gen scheint, ei­ne Kraft, Rück­schlä­ge zu er­tra­gen, ei­ne Kraft, die die Zu­kunft nie­mals dem Geg­ner lässt, son­dern sie für sich in An­spruch nimmt.

Diet­rich Bon­hoef­fer

Denkzettel 481

Die Na­bel­schnur des Re­li­giö­sen er­mög­licht – grün­den wir das Wort ety­mo­lo­gisch in „re­li­gio“, zu­rück­ge­bun­den – uns si­che­re Frei­heit, weil sie uns da­vor be­wahrt, ein­fach nur ins Grund­lo­se zu fal­len, oh­ne die Mög­lich­keit ei­ner Wahl. (Die „Na­bel­schnur des Re­li­giö­sen“ ist ei­ne Me­ta­pher für Flü­gel.)

Hier­zu grenzt sich „re­li­gi­ös“ und sei­ne gram­ma­ti­schen An­ver­wand­ten, klar und deut­lich von al­lem ab, was das Re­li­giö­se im Men­schen ver­sucht zu in­sti­tu­tio­na­li­sie­ren, zu in­stru­men­ta­li­sie­ren oder sonst­wie des Selbst­be­zugs zum je ei­ge­nen Grund ent­hebt.