Denkzettel 499

Em­pi­rie stellt Fra­gen, die zu klä­ren sind.
Theo­rie stellt Be­haup­tun­gen auf, die zu be­wei­sen sind.
Em­pi­rie ist Wirk­lich­keit. Theo­rie Wahr­heit.
Und wie wohl al­le se­hen könn­ten, ist Wahr­heit of­fen­bar Got­tes­sa­che. (Der „Theo“ fährt nicht nur nach Lodz …)

Und Wirk­lich­keit Pri­vat­sa­che. Zu­min­dest auch.

(Die Theo­re­ti­schen dann Au­gu­ren. Die Em­pi­ri­schen Vi­den­ten.)

Denkzettel 491

Gott sei tot, sagt Nietz­sche, und wir ha­ben ihn um­ge­bracht. Und statt der An­nah­me von et­was Über­mensch­li­chen wird nun et­was All­zu­mensch­li­ches an des­sen Stel­le ge­setzt: die Wis­sen­schaft­lich­keit, vul­go: Ver­nunft. Doch wenn die­se an­ge­be­tet wird wie ein Gott, brin­gen wir auch nur Über­men­schen ins Spiel. Ob das ein gu­ter Tausch ist?
(Man­cher­orts und der­zei­tig (Ja­nu­ar 2025) wird auch ein sog. „com­mon sen­se“, ein ‚ge­sun­der Men­schen­ver­stand‘, so an­ge­be­tet.)

Denkzettel 490

Der po­li­ti­sche Witz ei­nes Füh­rer­kul­tes (d. i. Fa­schis­mus) könn­te wo­mög­lich so aus­se­hen: „Die Füh­rung muss frei sein zu, da­mit die ihr Fol­gen­den frei sein kön­nen von.“ Zu was frei sein zu und von was frei sein bleibt un­spe­zi­fisch und sind letzt­lich Va­ria­blen. Es reicht völ­lig, dass das Prin­zip an­er­kannt wird, um ei­nen Au­to­ri­ta­ris­mus zu eta­blie­ren — und zu le­gi­ti­mie­ren. So er­folgt für die Füh­rung die Le­gi­ti­ma­ti­on der „Frei­heit zu“ durch die Ge­führ­ten, im Ge­gen­zug wird ei­ne „Frei­heit von“ für die Ge­führ­ten durch die Füh­rung ga­ran­tiert. Das Wo­zu und Wo­von sind aus­tausch­bar und an die Ge­ge­ben­hei­ten an­pass­bar. Z. B. frei sein zu Ver­ant­wor­tung (d. i. Macht) ge­gen frei sein von Angst (d. i. Si­cher­heit).

(We­he es be­kommt eine/r spitz, dass die „Frei­heit zu“ die mäch­ti­ge­re, wenn auch an­stren­gen­de­re, ist …)