Würde ist unbegründbar; der Wert einer Sache hat Gründe. (Und keine Ursachen.)
Schlagwort: Würde
Denkzettel 475
Leicht ist man versucht, sich durch einen Wert Würde zu verschaffen. Nach Kant ist es jedoch nun die Würde, die den Menschen vom Tier, das für den Menschen nur Wert hat(te?), unterscheidet. Doch dieses „Würde durch Wert“ ist die faschistoide Masche; und die Idee dafür stammt womöglich aus dem Kapitalismus. Oder doch dem Sozialismus? Oder genau andersherum, das Faschistoide eine üble Ausgeburt des Kapitalismus und Sozialismus, Kommunismus? Oder überhaupt einer ungebremsten Ismusiererei?
Denkzettel 458
Wenn die Würde des Menschen als unantastbar gilt, gilt dann nicht auch, dass dessen Seele unverwundbar ist?
Denkzettel 455
„Würde“ als inhaltsleerer Begriff, der die unbedingte Aufforderung artikuliert und zum Begreifen auffordert, sich achtungs- und respektvoll gegenüber dem/der/dem Würdetragende/n zu verhalten? Art. I GG könnte dann so in seiner praktischen, also handlungsorientierten, Form lauten: „Alle anderen Menschen und Dingen ist stets mit Achtung und Respekt zu begegnen.“
Dies vermag die Würde tatsächlich unantastbar zu machen. Man lässt sie einfach gelten und hinterfragt sie nicht. Man lässt ihr die Freiheit, zu sein, sich zu zeigen.
(Der Haken: Wie wird achtungsvoll und respektvoll gehandelt? Dies wird sich nicht universalisieren lassen, was einem unerwünschten Relativismus ein Feld bereiten könnte. Doch hier ist nun eben die Verantwortung des Individuums gefordert: Was wir für uns selbst einfordern, ist anderen zuzubilligen. Es ist die anspruchsvollere Moral. Bedingungslose Empathie und bedingte Solidarität sind die Grundbausteine dieser Moral. Das verschafft ihr Universalität, ohne Formalität. Sie bleibt Moral und ist nicht Ethik.)
Denkzettel 452
Wenn die Würde (des Menschen) unantastbar ist, ist sie bedingungslos — zu gewähren? Wie zeigt sie sich? Wie fühlt sie sich an? Wie fühlt sie sich für einen 99-jährigen an, wie für eine 0,00099-jährige?
Ist sie zu gewähren, wird also vergeben, oder doch zu achten, kommt einem Lebewesen qua Natur zu wie seine körperliche Erscheinung?
Denkzettel 94
Juristisch (Art. 1 GG BRD) | Moralisch |
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»(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.« | „Die Würde des Menschen ist antastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ |
Weshalb sollte etwas geschützt werden müssen, das unantastbar ist? Ist es durch die Unantastbarkeit selbst nicht schon geschützt? |
Denn unverletzbar ist sie keineswegs. Nie. |
»(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.« | „Die Bürger als Bürgen des Staates bekennen sich damit zur Verletzlichkeit und Veräußerbarkeit von Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.“ | »(3) Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht.« |
Denkzettel 93
Der Wille zur Macht zeigt sich im Setzen einer Anfangsregel.
(Wie z.B.: »Die Würde des Menschen ist unantastbar.«)
Anfangsregeln sind: Willkürlich. Eine Kür des Willens. Oder dessen Kur.
Denkzettel 82
Dem Gedachten ist es egal, ob es in Lumpen oder feinster Garderobe gekleidet in Erscheinung tritt, also als Gedanke in einfache oder schwierige Worte gefasst wird.
Die Kunst rechten Sprechens ist es wohl, auch in Lumpen vor eine/n König/in treten zu können, also seiner Würde auch dann nicht verlustig zu werden.
(Und: Auch mit Lumpen kann man blenden.)
Denkzettel 16
Etwas ertragen zu können heißt, es aufheben zu können.