Denkzettel 474

Wenn et­was nur Wert zu­kommt, ist es Mit­tel. Kommt ein Zweck hin­zu, ge­winnt es Wür­de. Was ist der Zweck ei­nes Men­schen, was der Zweck der Mensch­heit? Und mer­ke auf: Der Zweck hei­ligt die Mit­tel — wo doch, ei­gent­lich, das Mit­tel den Zweck sa­kri­fi­zie­ren soll­te? Ja, wie nun? Braucht es denn für ei­nen Zweck nicht stets ein Mit­tel, und für ein Mit­tel stets ei­nen Zweck?

Denkzettel 468

Be­züg­lich der Ver­gan­gen­heit hat Mensch be­stimmt kei­ne Wahl, denn ge­sche­hen ist ge­sche­hen; bzgl. der Zu­kunft hat Mensch un­be­stimmt kei­ne Wahl, denn es kann nicht ge­wusst wer­den, was kommt, letzt­lich. Al­lein in der Ge­gen­wart be­steht die Si­cher­heit der Wahl, et­was zu tun oder zu un­ter­las­sen.

Denkzettel 464

Viel­leicht ist es gar nicht der Geist, der er­kennt­nis­fä­hig ist. Viel­leicht ist das Geis­ti­ge nur das Me­di­um, das Er­kennt­nis dem Be­wusst­sein ver­mit­telt?

Doch was sorgt für Er­kennt­nis? Der Leib, als ein Zwi­schen von In­nen und Au­ßen? Dann wä­re es der Leib, der die Dif­fe­renz – oh­ne die ‚Welt‘ für uns viel­leicht nur ein ne­bu­lö­ser Klum­pen im Hirn wä­re – ver­wirk­licht. Der Geist ern­tet dann ‚nur‘.

Denkzettel 456

Phi­lo­so­phie, in ei­ner Kul­tur von Wahr­heit und Wis­sen, er­setzt die Theo­lo­gie mit ih­rem Gott und das aus die­ser Idee Ge­bo­te­ne, in Hin­sicht auf die Min­de­rung von Un­si­cher­heit des frei han­deln kön­nen­den Le­be­we­sens. So er­setzt wird das Phi­lo­so­phi­sche letzt­lich auch ein au­to­ri­tä­rer Akt, der al­ler­dings bes­ser be­gründ­bar ist.

Denkzettel 453

Phi­lo­so­phie ist ei­ne Aus­ge­stal­tung mensch­li­cher geis­ti­ger Tä­tig­keit un­ter an­de­ren, nicht die ei­ne wah­re, gu­te, schö­ne.
(Die­ses Geis­ti­ge grün­det nicht in et­was ihm Tran­szen­den­ten — es ist dem Men­schen im­ma­nent. Und wenn es doch in ei­ner Jen­sei­tig­keit grün­den soll­te, dann eben in die­ser im­ma­nen­ten. Und das me­ta­phy­si­sche Be­dürf­nis ist be­frie­digt.)