Wer alle gleich behandelt, wird niemandem gerecht.
Schlagwort: Gerechtigkeit
Denkzettel 214
Gerechtigkeit ist wohl der Akt des Ausgleichs von Ungleichheit. Die Rechtsprechung, von Menschenhand geschriebene Gesetze, das zivilisatorische Regelwerk, mag da dann das Instrument sein. Das Schäufelchen, welches von einer Waagschale nimmt und das Genommene der anderen zugibt. Bis Gleichheit erreicht ist.
Was ist dann wohl die personale, subjektive Rechtsprechung, die für persönliches Wohlbefinden, Ausgeglichenheit sozusagen, sorgen möchte? Die Moral als Geberin von Gerechtigkeitsempfinden (und eben nicht Gesetzen), das Gewissen als Richter? Und dann die Vernunft als Schäufelchen?
(Doch es sei bedacht: Eine Welt ohne Ungleichheit, die Elimination jeglicher Differenz, ist wohl wie eine leere Batterie…)
Denkzettel 92
Wenn Ungerechtigkeit festgestellt wird, wird irgendetwas irgendeinem Maß nicht gerecht.
Z.B. das eigene Leben oder jenes Anderer den eigenen oder fremden Erwartungen nicht.
Und Erwartungen werden mit Regeln begründet; „in der Regel“, „regelmäßig“, „regelkonform“, wie man so sagt.
(Oder auch: „So soll es sein!“ — Auch nichts anderes als eine Regel.)
(So gesehen sind Enttäuschungen zu den Ungerechtigkeiten dieser Welt zu zählen.)
Es kann auch gesagt werden: Irgendetwas richtet sich nicht nach einer Regel oder den Regeln aus. Dann ist es nicht richtig (ausgerichtet).
(Und Regelmäßigkeit, Regelrichtigkeit, Regelkonformität können wir am Himmel beobachten; Tag für Tag, Nacht für Nacht.)
Doch was sagt das über die Gerechtigkeit von Regeln? Wenn eine Regel selbst als gerecht anerkannt ist — wo ist das Maß dafür? Wem oder was wird eine solche Regel gerecht? Und welcher Regel gehorcht dann dieses Maß?
(Jedes Regelwerk hat einen ungeregelten Anfang.)