Die Knospe verschwindet in dem Hervorbrechen der Blüte, und man könnte sagen, daß jene von dieser widerlegt wird; ebenso wird durch die Frucht die Blüte für ein falsches Dasein der Pflanze erklärt, und als ihre Wahrheit tritt jene an die Stelle von dieser. Diese Formen unterscheiden sich nicht nur, sondern verdrängen sich auch als unverträglich miteinander. Aber ihre flüssige Natur macht sie zugleich zu Momenten der organischen Einheit, worin sie sich nicht nur nicht widerstreiten, sondern eins so notwendig als das andere ist, und diese gleiche Notwendigkeit macht erst das Leben des Ganzen aus.
Schlagwort: Das Ganze
Denkzettel 198
Selbst wenn sich ein Universum ohne Menschen vorgestellt werden kann, ist da mindestens ein Mensch, der sich ein Universum ohne Menschen vorstellen kann. Was geschieht mit diesem Universum, diesem: Ganzen, wenn auch dieser Mensch daraus verschwindet? Was kann – muss! – dann noch über dieses Ganze gesagt werden? Existiert (Verb!) es dann überhaupt — wenn das letzte empfindungsfähige Wesen aus ihm entwichen ist? Oder bleibt dann nichts als ein amorphes, ananthroposales ‚Energetisches‘, eine Potentialität, reine Form ohne jegliche Gestalt, die ja durchaus „Sein“ (Nomen!) genannt werden könnte? (Und eben nicht „Nichts“. Indes nun: Leer — ohne Gestalt, also ohne Bedeutung.)
(Es könnte durchaus auch gefragt werden: Wozu physikalische Massegesetze, wenn keine Masse da ist? Das ist, eben: absurd.)
Denkzettel 177
Es gibt gewiss eine Ursache für das Ganze hier. Doch den Grund dieser Ursache, den können wir wohl nie erschließen. Vielleicht, weil das Ganze für uns grundlos ist.
Denkzettel 163
Die Frage nach dem Sinn des Ganzen ist eigentlich eine völlig überflüssige: Als Ganzes hat dieses keinen Sinn, keinen Zweck, keinen Nutzen für etwas als nur für sich selbst. (Woran sich die Frage nach einem Sinn von Sinn anschließen lässt.) Denn es kann außerhalb des Ganzen nichts geben, für das es von Nutzen sein könnte, einen Zweck erfüllen könnte, Sinn geben oder machen könnte — oder all das eben auch nicht; sonst ist es nicht das Ganze, sondern ein Teil von etwas Größerem, Umfassenderem.
(So ist das eine Ganze eben immer wahr; oder falsch — doch darin dann wieder wahr, also richtig falsch. Eine Tautologie, ohne jeglichen logischen Gehalt — wird es logisch angesehen.)
Denkzettel 102
Es wird etwas scheitern, wenn das Gute, die Wahrheit, das Leben absolut gesetzt werden. Sie müssen negierbar, nichtbar, bleiben, um positiv darüber sprechen zu können.
(‚Das Ganze‘ kann nicht negiert werden.)