Man könnte schon der Versuchung erliegen, im Wahren, Guten und Schönen letztlich die gesamte Philosophie als Erkenntnistheorie, Ethik und Ästhetik zu entdecken und die drei Kritiken Kants, die der reinen Vernunft, die der praktischen Vernunft und die der Urteilskraft, so zuzuordnen. Wie nun ist Kants Frage »Was darf ich hoffen?« jedoch ästhetisch aufzufassen, während doch »Was kann ich wissen?« und »Was soll ich tun?« eindeutig der Erkenntnis und Ethik zuordenbar sind? Doch vielleicht ist diese Frage schlicht eine nach Bestimmbarkeit, nach Sinn — und damit eine ästhetische. Denn geht es in der Ästhetik denn nicht um Wahr-Nehmung? Das, was wir als wahr bestimmen können, also: anzunehmen berechtigt sind? Eben: hoffen dürfen. Also um (ge)rechte Urteile?
(Vielleicht wird es sich ja einmal erweisen können, dass Kants Frage »Was ist der Mensch?« die Frage nach dem Offenen und die eigentlich religiöse ist. Fragt sie, so gestellt, doch nach Verlässlichem, nach dem, woran sich angebunden werden kann: Das Wahre, das Gute, das Schöne, das Offene? (Vom Ganzen kann ja letztlich nur geschwiegen werden.))