Denkzettel 127

Wür­de ei­nem Men­schen im Le­ben nichts feh­len, kein Man­gel an ir­gend­et­was be­stehen: die­sem Men­schen wür­de im Le­ben et­was feh­len — es wä­re man­gel­haft.

Voll­kom­men­heit, das ist: kein Wer­den mehr, gibt’s erst mit dem En­de des Le­bens.

(Zu­wei­len hat ein Mensch das gro­ße Glück, aus sei­nen Män­geln den­je­ni­gen, den er als nächs­tes zu stil­len ge­denkt, selbst wäh­len zu kön­nen. Weil er ihn (an)erkennen kann.)

Denkzettel 117

In ei­ne ver­bind­li­che Di­stanz zum Ge­sche­hen kom­men, ja gar zum: Wi­der­fahr­nis, ist ei­gent­lich die gan­ze (Lebens-)Kunst.

(Die Le­bens­art mag ein Zeug­nis da­für ab­ge­ge­ben; ei­nen un­auf­ge­reg­ten „Phi­los der Di­stanz“ kul­ti­vie­ren statt ei­nem „Pa­thos der Di­stanz“ zu hul­di­gen. Ers­te­res mag als ‚Er­ha­ben­heit‘, Letz­te­res als ‚Über­heb­lich­keit‘ sich be­merk­bar ma­chen.)

Denkzettel 115

Über sich nichts als die Wei­te – tie­fe Wei­te – des Him­mels, in sich nichts als die Tie­fe – wei­te Tie­fe – der Un­er­gründ­lich­keit.
Ein sol­cher Mensch, der so zu le­ben ver­steht, sich so zu spü­ren wagt und al­so ver­mag, be­darf kei­nes Got­tes, Über­men­schen oder an­der­wei­ti­gen Meis­ters mehr: Er ist Mensch, durch und durch; oh­ne Lob, oh­ne Ta­del.

Er ist Mensch. An, und für, sich.

(Oder auch: Der Mensch fin­det sich – so er sich über­haupt sucht oder su­chen muss, so er sich al­so: ver­lo­ren fühlt – schwe­bend zwi­schen sei­ner ob­jek­ti­ven Un­er­reich­bar­keit und sei­ner sub­jek­ti­ven Un­er­gründ­lich­keit.

Und fin­det sich eben nicht, son­dern fin­det sich so vor — weil er sich nie ver­lo­ren hat­te.)