„Ich“ als Träger der vom Bewusstsein geschöpften Überzeugungen etc. denken. „Ich“ zugleich auch vom Bewusstsein kreiert, zum Behufe eben dieser Trägerschaft. Wie Bewusstsein einen Lebewesen als Träger hat, trägt „Ich“ die Empfindungen des Lebewesens. Wo kein „Ich“, da kein Leid — mithin auch keine Freud’. (Was nicht heißt, ein Körper könne keine Schmerzen oder keine Lust haben.)
Kategorie: Menschanschauung
Denkzettel 352
Mensch hat kein Bewusstsein von einem „Ich“ oder ein „Ich“ mit Bewusstsein — das Bewusstsein ist das „Ich“.
Mit einer solchen Annahme verschwindet das Statische, Überdauernde am „Ich“; es wird zu einer andauernden Konstitution (was einen ständigen Wandel bedeutet) des Lebewesens seiner selbst für sich. Zu welchem Behuf auch immer. (Das „Ich“ von eben mithin das Gleiche, doch nicht das Selbe wie jenes in Kürze.)
Denkzettel 344
Diversität ist der Schlüssel zur sog. „Schwarmintelligenz“. Was da als Intelligenz bezeichnet wird, ist wohl eher ein statistischer Effekt. Und je mehr unterschiedliche Einzelentitäten beteiligt sind, desto verlässlicher ist die statistische Mitte.
(Womit sich ein Naturphänomen zeigt: Masse statt Klasse, Quantität vor Qualität. Es könnte auch heißen: Je diffuser die Masse, desto eindeutiger die Klasse.)
Denkzettel 343
Intellekt im Zusammenhang mit Vernunft, Intelligenz im Konnex mit Verstand sehen.
(Intelligenz ohne Vernunft ist wie eine nackte Tatsache: Ohne Gehalt.)
(Gibt es vernünftige Dummheit? — Dummheit dabei als Widerpart zur Intelligenz verstanden.)
Denkzettel 333
Der Mensch kann aus „2 × 2 = 4“ keine Handlungsmaxime generieren. Er kann die Rechnung als Metapher nehmen, als Blaupause — doch gehandelt und Handlung begründet wird im Reich der fünf Sinne. Und mit den Sinnen lässt sich nicht abstrakt rechnen.
Mit ihnen wird anschaulich gedacht. Will meinen: In einer konkreten Lebenssituation – und in einer solchen befinden wir uns, dauernd, ständig, immer – ist ein reiner Geist ohne Sinne so hilfreich wie eine Kettensäge zum Kartoffelschälen.
Denkzettel 332
Die Frage nach der eigenen Wahrheit wirft dann schon die Frage auf, ob wir, um sozial sein zu können, Urteile fällen müssen. Eine völlige Urteilsenthaltung führt doch wohl zu einem Subjekt, welches sämtlicher Relationen enthoben ist — wie jener, der aus der platonischen Höhle getreten ist, oder jene, die völlige Erleuchtung erlangt hat.
Doch: Verschwindet nicht in beiden Fällen eben dieses Subjekt? Doch wenn kein Subjekt mehr da ist — wer oder was sieht die Welt der Ideen, wer oder was ist erleuchtet?
(Die Lösung dieses Rätsels liegt vielleicht darin, dass eben nicht das Subjekt verschwindet, sondern das Ego — also das, was uns zu sozialen Wesen macht.)