Sind wir so, wie wir sind, oder doch stets so, wie wir uns geben? Was ist ein Leben ohne Gabe?
Kategorie: Menschanschauung
Denkzettel 389
Logos, die Formalisierung des Mythos.
(Die Wurzel der Logik ist das Narrativ.)
Denkzettel 388
Dummheit ist keine Frage der Bildung. Es ist eine Charakterfrage.
(Auch formal gering Gebildete können klug handeln.)
Denkzettel 387
Erst durch die Reflexion im Bewusstsein wird das Gedachte, mithin das Denken, willentlich veränderbar.
Denkzettel 386
Geist rechnet und denkt. Rechnet er, erscheint er als Verstand, denkt er, kann er als Vernunft vernommen werden. Und Geist ist so flexibel, dass er rechnend denken und denkend rechnen kann, gleichwohl weiß er das eine vom anderen zu unterscheiden.
Wie ist es um den Leib (also der „von innen“ erfahrene Körper) bestellt, dessen Ausdruck die Empfindung ist?
Zitat 87
Leid definiere ich als einen Zustand, den ein System lieber nicht hätte, wenn es die Wahl hätte.
Denkzettel 382
Kann sich Persönlichkeit ohne Person, ohne „Maske“, zeigen, vermitteln?
(Das wäre reine Authentizität, wohl. Indes: Nichts Reines, hienieden. Und: Mensch ist stets in einer Szene, inszeniert sich.)
Denkzettel 381
Es gibt keine natürlichen Gegensätze. „Gegensatz“ ist eine Kategorie des Verstandes.
Gleichwohl: Menschlicher Verstand, wie „Verstand“ überhaupt, ist ein Naturphänomen.
So gesehen ist auch „Anders“ nichts weiter als eine Verstandeskategorie, da „Gegensatz“ ein Fall von „Anders“ unter anderen.
Mithin: Natur ohne Verstand = ein undifferenziertes Ganzes?
(Und dieses mittels Vernunft vernehmbar?)
Denkzettel 355
Bewusstsein ist und „bewusst sein“ heißt da sein, präsent sein, gegenwärtig sein. Ein Martin Heidegger macht aus diesem Verbum ein Substantiv und bezeichnet den Menschen so: Dasein. Doch diese Substantivierung täuscht leicht darüber hinweg, dass Bewusstsein nichts Statisches ist, sondern sich in ständiger Veränderung befindet. Was heißt also: Ein Mensch ist sich seiner bewusst?
Denkzettel 354
„Ich“ ist eine Konstruktion, mittels der „Leiden“ überhaupt erst möglich wird. Das Bewusstsein selbst kann nicht leiden — wie das Organ Gehirn keinen Schmerz evoziert, wird an ihm herumgeschnippelt. Um Leiden in Erfahrung zu bringen, schafft es sich „Ich“. Eine solche These kann z.B. im christlichen Motiv des neuen Testamentes gründen: So angeschaut und als Metapher verstanden, ist „Jesus“ das „Ich“ eines Bewusstseins, dessen materielle Trägerschaft mit „Gott“ bezeichnet wird.