Denkzettel 386

Geist rech­net und denkt. Rech­net er, er­scheint er als Ver­stand, denkt er, kann er als Ver­nunft ver­nom­men wer­den. Und Geist ist so fle­xi­bel, dass er rech­nend den­ken und den­kend rech­nen kann, gleich­wohl weiß er das ei­ne vom an­de­ren zu un­ter­schei­den.

Wie ist es um den Leib (al­so der „von in­nen“ er­fah­re­ne Kör­per) be­stellt, des­sen Aus­druck die Emp­fin­dung ist?

Denkzettel 381

Es gibt kei­ne na­tür­li­chen Ge­gen­sät­ze. „Ge­gen­satz“ ist ei­ne Ka­te­go­rie des Ver­stan­des.

Gleich­wohl: Mensch­li­cher Ver­stand, wie „Ver­stand“ über­haupt, ist ein Na­tur­phä­no­men.

So ge­se­hen ist auch „An­ders“ nichts wei­ter als ei­ne Ver­stan­des­ka­te­go­rie, da „Ge­gen­satz“ ein Fall von „An­ders“ un­ter an­de­ren.

Mit­hin: Na­tur oh­ne Ver­stand = ein un­dif­fe­ren­zier­tes Gan­zes?

(Und die­ses mit­tels Ver­nunft ver­nehm­bar?)

Denkzettel 355

Be­wusst­sein ist und „be­wusst sein“ heißt da sein, prä­sent sein, ge­gen­wär­tig sein. Ein Martin Heidegger macht aus die­sem Ver­bum ein Sub­stan­tiv und be­zeich­net den Men­schen so: Da­sein. Doch die­se Sub­stan­ti­vie­rung täuscht leicht dar­über hin­weg, dass Be­wusst­sein nichts Sta­ti­sches ist, son­dern sich in stän­di­ger Ver­än­de­rung be­fin­det. Was heißt al­so: Ein Mensch ist sich sei­ner be­wusst?

Denkzettel 354

„Ich“ ist ei­ne Kon­struk­ti­on, mit­tels der „Lei­den“ über­haupt erst mög­lich wird. Das Be­wusst­sein selbst kann nicht lei­den — wie das Or­gan Ge­hirn kei­nen Schmerz evo­ziert, wird an ihm her­um­ge­schnip­pelt. Um Lei­den in Er­fah­rung zu brin­gen, schafft es sich „Ich“. Ei­ne sol­che The­se kann z.B. im christ­li­chen Mo­tiv des neu­en Tes­ta­men­tes grün­den: So an­ge­schaut und als Me­ta­pher ver­stan­den, ist „Je­sus“ das „Ich“ ei­nes Be­wusst­seins, des­sen ma­te­ri­el­le Trä­ger­schaft mit „Gott“ be­zeich­net wird.