Denkzettel 350

No­bel geht die Welt zugrunde/zu Grun­de.

Das will hier mei­nen: Es gibt dem Men­schen No­bi­li­tät, dass die­ser sei­ner Welt auf den na­tür­li­chen Grund ge­hen (in­so­fern es nur ei­nen sol­chen gibt) und zu­gleich sich über de­ren kul­tür­li­chen Grün­de zer­ge­hen kann. Viel­leicht gä­be es we­ni­ger Zank, wenn es vie­le na­tu­rel­le Grün­de, in­des nur ei­nen kul­tu­rel­len Grund gä­be.

Sollen sie doch Heuschrecken essen!

Gedankenfragmente zum Beitrag »Wir werden eben Nüsse suchen oder sowas« von Charlotte Szász in der FAZ v. 2·XI·22, einem kurzen Bericht zur vom „Zentrum für postkantische Philosophie“ der Universität Potsdam veranstalteten Tagung „Politik der Natur“ in Berlin.

Ers­ter Ab­satz, »Wir be­fin­den uns[…]« Ja, was denn nun? Be­herr­schen wir die Na­tur oder zwingt sie uns? Und wenn wir sie »qua­si beherrsch[.]en«, wie kommt die Na­tur da­zu ei­ne ei­ge­ne Dy­na­mik an den Tag zu le­gen und die »Prä­mis­se [ih­rer] Vor­her­seh­bar­keit« zu un­ter­mi­nie­ren? Frech­heit! Und dann legt sie auch noch die­se »ei­ge­ne Dy­na­mik an den Tag, für die der Mensch ver­ant­wort­lich ge­macht wird« Mit Ver­laub: Hä?

Der Satz will mir Sinn ge­ben, wenn Mensch als Teil der Na­tur auf­ge­fasst wird. Wenn wir al­ler­dings ein sol­cher sind, wer­den wir wohl kaum uns selbst be­herr­schen kön­nen. Auf die Idee kam, me­ta­pho­risch, schon ein ge­wis­ser Herr Münch­hau­sen, der be­haup­te­te, sich selbst an den Haa­ren aus dem Sumpf ge­zo­gen zu ha­ben. Samt Pferd, so­weit mir be­kannt. Und wer die »dy­na­mi­sche Sub­stanz der Na­tur zu be­grün­den« sucht will sie ja wohl letzt­lich, ganz im Kolonialist*n‑Stil, be­herr­schen, der Vor­her­sag­bar­keit we­gen. Und un­ser pro­ak­ti­ves Han­deln als auch un­ser re­agie­ren­des Ver­hal­ten, al­so un­ser ge­sam­tes Agie­ren, ver­än­dert nun mal das Gan­ze, die Har­mo­nie, wie wir sie se­hen (und viel­leicht nur wir; sieht ein Hund ir­gend­wel­che Har­mo­nie?), mit­hin in­klu­si­ve. Dass die Na­tur har­mo­nisch sei ist ein An­nah­me, die ich mal in un­se­rer Mu­si­ka­li­tät ver­or­ten wür­de und die­ses Kon­zept schon mit Platons Sphä­ren­mu­sik auf das Ge­sche­hen, in das wir nicht nur in­vol­viert sind, son­dern als mäch­ti­ge Ak­teu­re mit­ge­stal­ten, über­tra­gen wur­de. Und wer als Mensch in sich selbst, mit­hin nicht nur in sei­ne, son­dern der Na­tur als sol­cher, hin­ein­sieht, wird fest­stel­len: Al­les Rhyth­mus. Wes­we­gen Mensch wohl auf die Idee kam, es gä­be Re­geln. We­gen re­gel­mä­ßig, und so.

»Gleich­zei­tig ist auch die men­schen­ge­mach­te Kul­tur, als Ge­gen­teil[…]« Das nun wie­der ty­pisch christ­lich-FAZ-ko­lo­nia­lis­ti­sches, mit­hin, Herr Nietzsche, nicht wahr, all­zu­mensch­li­ches Ver­ständ­nis des Men­schen, der sich Na­tur mit­tels Kul­tur un­ter­tan ma­chen möch­te. Im­mer­hin er­scheint im Kon­text die­ses zwei­ten Ab­sat­zes das Wort »frag­lich« und, end­lich, wes­halb nicht gleich zu An­fang: »kann die dua­lis­ti­sche Tren­nung von Na­tur und Kul­tur nicht mehr auf­recht er­hal­ten wer­den«. Kei­ne In­di­ge­nen, ob al­pen­län­di­sche Berg­bäue­rin­nen oder in den Un­tie­fen bra­si­lia­ni­scher Ur­wäl­der kul­tu­rende Män­ner brau­chen ei­ne «post­kan­ti­sche Phi­lo­so­phie« um zu die­ser Ein­sicht zu ge­lan­gen. Das Aus­ge­setzt­sein in und der Na­tur, und so auch in und der ei­ge­nen, reicht da völ­lig. Raum und Zeit für die nö­ti­ge Re­fle­xi­on bie­tet da wohl al­lein schon die kur­ze Pau­se beim Heu­en oder der Blick ins Feu­er in der Nacht.

»Wir ha­ben Sa­chen an­ge­sto­ßen, über die wir die Kon­trol­le ver­lo­ren ha­ben.« So kann man das frei­lich se­hen, wenn man sich als Krö­nung der Schöp­fung und über der Na­tur ste­hend ver­or­tet. Was nun, in­des, wenn das, was wir tun, Teil des Na­tur­ge­sche­hens ist, wie auch das gro­ße Fres­sen der Di­no­sau­ri­er, in ih­rer un­er­sätt­li­chen Gier, ih­rer Grö­ße ge­schul­det, wohl auch zu ih­rem Aus­ster­ben bei­getra­gen hat? Frei­lich fällt es schwer sich vor­zu­stel­len, Dinosaurier*innen wä­ren selbst­re­fle­xiv ge­we­sen. Doch mal an­ge­nom­men, das Spiel sei er­laubt, sie hät­ten es ge­konnt: Wä­ren sie je auf die Idee ge­kom­men, sie hät­ten mit ih­rer Fres­se­rei et­was an­ge­fan­gen, über das sie die Kon­trol­le ver­lo­ren hät­ten? Und ab­ge­se­hen da­von: Wer Kon­trol­le ver­liert, muss sie zu­vor ha­ben. Und Mensch als sol­cher mag ob dem Acker- und Ka­nal­bau, der Atom­spal­tung, der Raum­fahrt u. dgl. m. mei­nen, es kon­trol­lie­re ir­gend­was. Letzt­lich ist es nur am Spie­len und, ein ge­wis­ser J. aus N. soll das als be­rühm­te letz­te Wor­te wohl ge­äu­ßert ha­ben, wis­se gar nicht, was es tut. Wer nicht weiß, was sie tut, kann auch kei­ne Kon­trol­le ver­lie­ren. Er hat sie ja gar nicht. Denn dann wüss­te sie, was er tut. Und wer weiß, was sie tut, wird Hand­lun­gen un­ter­las­sen, die ihm scha­den. Al­les an­de­re wä­re pu­re Dumm­heit.

Der zwei­te Ab­satz en­det mit der Fra­ge: »Was will die Na­tur?« Die Fra­ge ist wohl ei­ne pan­theïs­ti­sche und hin­ter ihr steht die al­te Idee ei­nes per­so­na­len Got­tes. Der Na­tur ein Wol­len zu un­ter­stel­len ist denn auch wie­der so ei­ne mo­no­theïs­tisch-ko­lo­nia­lis­ti­sche Grund­hal­tung, wie die­se eben auch das, was mit „Gott“ be­zeich­net wird, ei­nen Wil­len un­ter­stellt — um den ei­ge­nen zu recht­fer­ti­gen. Das „Dein Wil­le ge­sche­he“ im Va­ter­un­ser be­deu­tet für den in­na­tu­rier­ten Men­schen schlicht nichts an­de­res als: „Mein Wil­le ge­sche­he“. Schopenhauer und Nietzsche las­sen herz­lich grü­ßen.

Drit­ter Ab­satz, da wird jetzt ge­holzt. »[S]äkulare Na­tur­phi­lo­so­phie«? Noch­mal mit Ver­laub: Im Kon­text des Bei­trags klingt das völ­lig lä­cher­lich. Mich deucht eher: Wo Kul­tur, da ist auch im­mer ein Kle­rus. Meis­tens ist wohl der all­zu­mensch­li­che Wil­le zum Glau­ben an sich selbst die trei­ben­de Kraft, Kul­tur sprie­ßen zu las­sen. Das wird sich seit Prometheus nicht groß ge­än­dert ha­ben. Und in die­sem Ab­satz nun taucht der Ter­mi­nus »gott­lo­se[.] Na­tur­wis­sen­schaft[..]« auf. Oben ist vom Wil­len der Na­tur und von pri­mor­dia­ler Vor­her­sag­bar­keit der­sel­ben die Re­de. Ja, um Him­mels Wil­len, wie kann den Na­tur­wis­sen­schaft be­trie­ben wer­den, wenn nicht der Na­tur ein Ziel un­ter­stellt wird? Wie man „Gott“ ger­ne Zie­le un­ter­stellt, um Theo­lo­gie be­trei­ben zu kön­nen. Die gan­ze Na­tur­wis­sen­schaft mäch­te gar kei­nen Sinn, wenn ihr nicht ei­ne Te­leo­lo­gie un­ter­stellt wird, denn oh­ne ei­ne sol­che wä­re die Haupt­auf­ga­be der Na­tur­wis­sen­schaft, Na­tur­ge­sche­hen vor­her­zu­sa­gen, um den ge­styl­ten Men­schen vor der wil­den Na­tur zu ret­ten, ja gar nicht mög­lich, nicht wahr. So be­trach­tet ist die Na­tur­wis­sen­schaft al­les an­de­re als gott­los. Sie nennt ih­ren Gott nur ein­fach: Lo­gik. Oh, Ver­zei­hung, Ra­tio­na­li­tät, na­tür­lich. (Für wel­che sich die FAZ in den Au­gen des Ver­fas­sers die­ser herä­ti­schen Zei­len ja ge­ra­de­zu be­ru­fen fühlt, ob von Gott oder der Mensch­heit, weiß ich jetzt auch nicht. Ist ja al­ler­dings auch nicht The­ma.)

Die Fra­ge »Soll man die Aut­ar­kie der Na­tur stark ma­chen oder der De­na­tu­ra­li­sie­rung der Na­tur ins Au­ge bli­cken?« fin­det sich im vier­ten Ab­satz. Was, bit­te, soll die­se Fra­ge be‑, al­so an­deu­ten, wor­auf will sie hin­deu­ten? Ge­währt der Mensch der Na­tur et­wa Aut­ar­kie? Oh, wie groß­zü­gig! Na­tur, lasst es euch ge­sagt sein, ist al­lei­ne groß. Sie be­darf der Sor­ge des Men­schen nicht. Und so ge­se­hen, ist es dem Men­schen als Mensch­heit of­fen­bar mög­lich, Na­tur zu De­na­tu­ra­li­sie­ren. Aha. Er mag die mit ihm in die Welt ge­kom­me­ne Kul­tur de­kul­tu­ra­li­sie­ren kön­nen und al­so ver­kom­men las­sen (und wenn man sich ge­wis­se Her­ren und wohl auch Da­men des Cha­rak­ters ei­nes ge­wis­sen Herrn P. aus M. so an­sieht, ist der Ge­dan­ke die­ser Macht ein­zel­ner Men­schen über die Mensch­heit wohl nicht all­zu­weit her­ge­holt) — doch die Na­tur ih­res We­sens ent­he­ben? Mit Ver­laub: Da ent­hebt sich der Mensch dann wohl sei­ner selbst und wird: un­mensch­lich. Und das ist ziem­lich un­na­tür­lich.

Fünf­ter und sechs­ter Ab­satz, zur Po­li­tik. Po­li­tik ist ei­ne Kul­tur­leis­tung des Men­schen, es meint die Kunst, in ei­ner Po­lis so zu hau­sen, dass es zum Woh­nen wird. (Man mag über Heidegger den­ken was man will, doch sol­che For­mu­lie­run­gen sind doch ehr­lich herr­lich, oder?) Po­lis nun ist kei­ne Kul­tur­leis­tung, son­dern schlicht ein Phä­no­men des So­zia­len im Men­schen, das na­tür­lich in ihn hin­ein­ge­legt wur­de — ha­ha, der Schrei­ber ist nun selbst auf die Ver­su­chung ei­ner wol­len­den Na­tur her­ein­ge­fal­len, die da dann ir­gend­was in den Men­schen hin­ein­ge­legt hät­te. Viel­mehr ist es dann doch wohl so, dass das So­zia­le zur Na­tur des Men­schen und auch zu so manch an­de­ren Tie­ren ge­hört. Und es sind ja nun nicht nur Men­schen, die sich in Po­li­cen (Das ist ein Witz! Ver­si­che­rung; Mensch, un­si­cher, ver­ste­hen Sie?) zu­sam­men fin­den, Ter­mi­ten ma­chen das auch. Und Erd­männ­chen (samt Weib­chen, frei­lich; der Art­erhal­tung we­gen, sehr na­tür­lich). Was nun al­ler­dings, zu­rück zum The­ma, Kul­tur ist, ist das Wie, die Kunst im Sin­ne von be­fä­hi­gen­dem Kön­nen, die­ses so­zia­len Zu­sam­men­kom­mens. Es gibt al­so wohl Kul­tu­ren der Po­lis, die recht un­ter­schied­lich auf­tau­chen kön­nen. Und die­se Kul­tu­ren un­ter­schei­den sich dann auch noch in den Er­schei­nungs­for­men von den in kon­ser­va­ti­ven Krei­sen hoch­ge­lob­ten Fa­mi­lie (hier ge­zählt ab zwei Per­so­nen) bis zu pro­gres­siv an­mu­te­ten Größt­städ­ten. Doch es sei ein­ge­dacht: Die­se Kunst, téch­ne im Alt­grie­chi­schen, hier la­ti­ni­siert ge­setzt, ge­hört zum na­tür­li­chen Re­per­toire des Men­schen. Man mag nun po­li­tisch da­zu kom­men, der Mensch tra­ge da­für auch die Ver­ant­wor­tung, mit­hin für al­les, was Kul­tur her­vor­bringt. Doch, ehr­lich: Tut er das? Letzt­lich doch wohl nur, wenn er sich hy­bri­sant über die Na­tur stellt. Un­ter­lässt er dies, er­liegt er die­ser Ver­su­chung nicht, braucht er sich über Ver­ant­wor­tung auch kei­nen Kopf zu ma­chen.

Doch, es ist wohl eben schon seit Prometheus’ Zei­ten für den Men­schen zu spät. Es gin­ge ja viel­leicht doch wohl an, der Mensch sei da­zu da, sein Ha­bi­tat schnellst­mög­lichst zu zer­stö­ren, auf dass er sich auf­ma­chen müs­se, pflicht­en­gleich, in fer­ne Wel­ten, Ga­la­xien, die nie ein Mensch zu­vor ge­se­hen hat. Wohl­an, die­ser Akt ret­te die Mensch­heit! Na­tür­lich ist es dann so, das mensch­li­che Kul­tur die al­ler­höchs­te ist und der Rest des Uni­ver­sums in die­sem Sin­ne zu ko­lo­ni­sie­ren ist — wir sind ja al­le gleich, nicht wahr, des Uni­ver­sal­frie­dens we­gen. Ach Mensch, Dei­ne na­tür­li­che Kul­tur macht Dich zu nichts an­de­rem als zu ei­ner Pla­ge. Doch wohl­an, „Gott“ er­schuf dies al­les und hat sich ja wohl da­bei was ge­dacht! Und wir wis­sen zwar noch nicht wo­zu Heu­schre­cken­schwär­me gut sein sol­len, doch wir wer­den es ir­gend­wann wis­sen. Flei­scher­satz? Ja, dann hur­tig ein für die Vie­cher güns­ti­ges Kli­ma schaf­fen und sie die letz­ten Res­te kahl­fres­sen las­sen, so ge­mäs­tet ein­fan­gen mit al­ler­lei tech­ni­schem Ge­rät und dann: Ver­spei­sen. Oder als platz­spa­ren­de Nah­rung für Raumfahrer*n ver­wurs­ten. Man muss ja gu­cken, dass man weg­kommt.

Zum letz­ten Ab­satz des Zei­tungs­be­rich­tes er­lau­be ich mir zu kom­men­tie­ren: Die na­tür­li­che Kul­tur des Men­schen bie­tet auch die Be­din­gung zur Mög­lich­keit sich in der Kunst der Un­ter­las­sung zu üben.

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Denkzettel 152

„Na­tur­recht“ ist ge­nau der sel­be for­mu­la­to­ri­sche Un­fug wie „Na­tur­ge­setz“. Recht und Ge­setz ist Zi­vi­li­sa­ti­on, der Fir­nis (viel­leicht auch: die Fi­nes­se) un­se­rer Kul­tur. Die sich in und aus un­se­rer Na­tur, un­se­rem We­sen, un­se­rer Art und Wei­se, un­se­rem Seh­nen nach Re­gel­mä­ßig­keit, nach: Rhyth­mus, evo­lu­tio­niert hat. Das in dem, was wir mit „Na­tur“ be­zeich­nen und in das wir ge­setzt sind, grün­det.

Das auf und aus ei­ner Ur­sa­che ei­ne Wir­kung folgt, die wir re­gel­mä­ßig be­ob­ach­ten kön­nen, ist kein Ge­setz und so­mit lässt sich dar­aus kein Recht ab­lei­ten. Es ist ei­ne Wei­se, wie wir na­tur­ge­ge­ben Welt ver­neh­men, ko­or­di­niert nach Raum und Zeit.

Denkzettel 120

Zum ei­nen sind die Na­tur­wis­sen­schaf­ten, die die Welt – mit der Ra­tio­na­li­tät des Ver­stan­des – vermes­sen.
Zum An­de­ren die Kul­tur­for­schun­gen, die die Welt – mit­tels der Re­la­tio­na­li­tät der Ver­nunft – ermes­sen.
(Die Re­de von „Geis­tes­wis­sen­schaf­ten“ soll­te fal­len ge­las­sen wer­den.)

Phi­lo­so­phie soll­te die Grund­la­ge al­len Er­mes­sens bil­den, al­len Den­kens.
Wie Ma­the­ma­tik die al­len Ver­mes­sens, al­len Rech­nens, sein soll­te.
(Die Lo­gik der Ma­the­ma­tik soll­te von der Lo­gik der Phi­lo­so­phie un­ter­schie­den wer­den.)

(Es rät sich wohl, bei­des we­der zu ver­wech­seln noch zu ver­mi­schen und so al­so von­ein­an­der gut ge­schie­den zu hal­ten, um kei­nes zu ver­wäs­sern. Die Dif­fe­renz, die Span­nung, ist wich­tig. Oh­ne sie fin­det kei­ne Wech­sel­wir­kung statt, nichts fließt. Zu­gleich soll­ten sie nicht als Wi­der­sa­cher ver­stan­den wer­den: Ein Strom fließt, kraft Span­nung, die ei­ne Dif­fe­renz zei­tigt, doch im­mer zwi­schen den min­des­tens zwei Aspek­ten ei­ner Dif­fe­renz. Erst ei­ne Dif­fe­renz bringt En­er­gie zum Flie­ßen, macht sie so ver­nehm­bar, mess­bar: „pan­ta rhei“.)

(Und ich glau­be: Zu­nächst hat der Mensch die Welt er­mes­sen, be­vor er sie zu ver­mes­sen be­gann. Erst ka­men die Göt­ter, dann die Re­chen­ma­schi­nen. Vor dem Rech­nen war das Den­ken. Heut­zu­ta­ge, so dünkt mich, wird erst ge­rech­net, dann mit den Er­geb­nis­sen ‚ge­dacht‘ und dies dann Fort­schritt ge­nannt. We­he uns: ‚Gott‘ ist tot. Ge­den­ke des Den­kens!)