Mit sich vertraut sein heißt, auch ohne Licht in den Keller gehen zu können und vollauf orientiert zu sein.
(Das heißt auch: gewahr sein, wo die Leichen liegen und so nicht über sie zu stolpern.)
Für den Umgang miteinander kann das bedeuten: Aus dem Soll der Selbstverteidigung kann ein Ist der Selbstsicherheit erwachsen; aus dem sich verstecken Müssen ein sich zeigen Können, aus dem Reagieren ein Agieren.
Kategorie: Lebenskunst
Denkzettel 73
Das Nicht-haben-wollen von Erinnerungen macht sie zur Last, schwer, unerträglich.
Das So-sein-lassen-können von Erinnerungen wird sie wohl entschweren.
Schwierig. Unerträgliche Leichtigkeit des Seins?
Denkzettel 72
Ist Zeit wie Wind?
Wie wir den Wind selbst nicht sehen können, sondern nur seine Wirkungen, vernehmen wir Zeit nur über die Veränderung an den Dingen, die wir beobachten.
(Und sei es auch nur als unsere müßigen Gedanken, die sich Zeit nehmen, um uns zu verändern.)
Ist Geist wie Wind?
Denkzettel 71
Die Frage ist doch, ob die Frage nach dem Sinn des eigenen Lebens überhaupt beantwortet werden kann, bevor man gelebt hat.
Gleichwohl kann ich meinem Leben einen Sinn geben.
Oder aber (zu)schauen, welcher sich, für mich, ergibt.
Das Ergebnis kann das Selbe sein. Dann hatte man viel Glück.
Unglücklich ist wohl, wer dem sich Ergebenden seinen Sinn nicht lassen kann.
Denkzettel 70
Wir können unsere Vergangenheit niemals faktisch ändern. Doch wir können unser Schauen auf, unsere Ansicht über sie, jederzeit überdenken.
Auch das verändert unsere Gegenwart. Und damit verändert sich unsere Zukunft.
Denkzettel 68
Da wird in letzter Zeit viel von „neuer Normalität“ geredet und manchen mag der dräuende Verlust einer „alten Normalität“ wie eine Beschneidung der Unendlichkeit der Möglichkeiten vorkommen.
Eine „neue Normalität“ ändert überhaupt nichts an der Unendlichkeit der Möglichkeiten, eben weil sie unendlich sind. Sie fühlen sich nur anders an, das ist alles.
Und „andere Normalität“ ist alltägliche Normalität. Denn ein Sonntag ist anders normal als ein Mittwoch.
Und der/die Andere ist anders normal als ich.
Denkzettel 67
Insofern wir (z.B.) logisch sind, erscheint uns die Welt als logisch.
Oder: Uns entsprechend schauen wir die Welt an.
Denkzettel 65
Wir stellen uns die Frage nach dem Sinn des Lebens, weil wir uns von der Antwort eine Vorschrift für unser je eigenes Leben erhoffen, wie dieses dann richtig gelebt wird.
(Wir wollen uns so aus unserer Verantwortung für uns selbst stehlen.)
Denkzettel 64
Streit mehrt weniger das Wissen als die Anzahl der Rechthaber/innen.
Denkzettel 61
Der Geist hat Erwartungen. Das ist sein Mangel.
Erwartungen verhalten sich zum Geist wie Durst zum Körper.
Der Körper kann ohne Durst nicht überleben. Der Geist ohne Erwartungen schon.
(Das Verhältnisäquivalent ist rein rhetorisch.)