Wahrheit ist ein Produkt des menschlichen Verstandes und hat mit Materialität nichts zu tun. Ohne den Menschen gibt es nichts Wahres, nichts Falsches, nichts Richtiges. Wohl indes gibt es – zumindest ist diese Ansicht aus guten Gründen glaubwürdig – auch ohne Menschen eine Wirklichkeit des Materiellen. Was allerdings für den Menschen auch nur eine unbeweisbare Idee ist, also eine metaphysische Annahme. Und was würde es einer Welt ohne Menschen ausmachen, wenn diese unwahr wäre? Nichts — denn eine Welt ohne Menschen ist für den Menschen sinnlos: so kann für den Menschen eine Welt nur aus reiner Materialität nicht existieren. Die Welt der Menschen verschwindet mit dem Tod des letzten Menschen, wie mit dem Tod eines Menschen dessen Welt erlischt. Was dann noch ist, ob dann noch etwas ist, können wir einfach nicht wissen. Wir können es nur glauben. Denn wir können es weder falsifizieren noch verifizieren. Wozu auch?
Schlagwort: Mensch
Denkzettel 169
Nein, Mensch ist nicht der, der er ist. Er ist der, den er gibt.
Denkzettel 133
Wissenschaft & Technik, Kunst & Religion. Dazwischen: Mensch. Philosophie.
Denkzettel 130
Die, jeselbigen, aktuellen Wahrheiten, mit denen Mensch an der Wirklichkeit teilhat, mehr noch: sie mitgestaltet; sie mit ihnen gestaltet.
Denkzettel 129
Lebensart und Denkweise, das sollten die Maßstäbe einer Beurteilung sein.
(Wenn man denn einem Menschen schon einen Wert durch Urteil beimessen muss.)
Denkzettel 128
Der Mensch an sich ist (durch) das Andere, das er nicht ist.
Denkzettel 116
Der Mensch – an, und für, sich – ist ein Dividuum, das sich selbst ab einem gewissen Zeitpunkt als Individuum vernimmt.
(Der Mensch begreift sich mit dem Anderen, und so durch dieses, welches er nicht ist. Könnte er sich anders um‑, er‑, begreifen als auf diesem Umweg?)
Mit der Individuation wird die menschliche Dividualität bewusst: Mit dem erwachten Selbstbewusstsein geht notwendig das Bewusstsein von dem einher, was nicht-Selbst ist. (Mit dem englischen Adjektiv für „bewusst“ kann’s gezeigt werden: conscious, „mitwissend“.)
Denkzettel 115
Über sich nichts als die Weite – tiefe Weite – des Himmels, in sich nichts als die Tiefe – weite Tiefe – der Unergründlichkeit.
Ein solcher Mensch, der so zu leben versteht, sich so zu spüren wagt und also vermag, bedarf keines Gottes, Übermenschen oder anderweitigen Meisters mehr: Er ist Mensch, durch und durch; ohne Lob, ohne Tadel.
Er ist Mensch. An, und für, sich.
(Oder auch: Der Mensch findet sich – so er sich überhaupt sucht oder suchen muss, so er sich also: verloren fühlt – schwebend zwischen seiner objektiven Unerreichbarkeit und seiner subjektiven Unergründlichkeit.
Und findet sich eben nicht, sondern findet sich so vor — weil er sich nie verloren hatte.)
Denkzettel 107
Der Mensch ist frei, kann das allerdings nicht beweisen.
Eben d’rum.
(Was ihn letztlich zu so etwas wie einem kleinen Kiesel in der Brandung macht. Denkt er.
Dieser Schein trügt gewaltig; das kann er glauben — oder nicht.)
Denkzettel 104
Mit der KI – und nicht nur damit – versuchen wir menschliche Maschinensklaven zu züchten — auf dass endlich alle Menschen Herren werden (könn(t)en).
Doch: Weshalb so menschlich? Lasst uns doch einfach nur Maschinen bauen, die für uns bloß nützliche Mittel sind. Um am besten solche, die wir nicht auch noch bedienen müssen, um für unsere Zwecke dienlich zu sein.
Wir wollen doch letztlich frei sein, Zeit für uns, unsere Liebsten und unsere Leidenschaften haben — und also keine bediensteten Gebieter über herrschaftliche Sklaven sein.
Außer freilich, dies ist eine Leidenschaft…